Sat 1 Apr 2006
Eigenartig, daß ich das erst jetzt bemerke. Es ist Jahre her, daß ich die Zeichnung gemacht habe, und Tage, daß ich wieder auf sie gestoßen bin, und nie habe ich die Ähnlichkeit wahrgenommen. Auch die schwarze Hintergrundfarbe, die ich durchaus als ungewöhnlich registriert habe, paßt zu den damals üblichen, zwar malerisch bewegten, aber gleichmäßigen Hintergründen, die später vollständig verschwanden und mit allerlei Figuren bevölkert wurden.
Diese Zeichnung hat starke Anklänge an Max Beckmann. Auch das war mir seinerzeit nicht aufgefallen, scheint mir jetzt aber offensichtlich, obwohl mir kein konkretes Beispiel einfällt.
Während des Zweiten Weltkriegs hat Beckmann eine Reihe von Zeichnungen gemacht, etwa zur Apokalypse, unter denen sich so etwas befinden könnte. Ich sollte einmal eine Gegenüberstellung machen, um die Vermutung zu überprüfen. Bestimmt bekomme ich dann umgehend Ärger mit der VG Bild-Kunst - das habe ich vor Jahren schon anläßlich meiner Aufsätze für die » Journals durchexerziert und schließlich klein beigegeben. Für einen Rechtsstreit, den ich sicher gewonnen hätte, war ich nicht gerüstet.
Damals war Picasso der Streitpunkt, aber vermutlich sind sie hinter Beckmann genauso her. Eine Recherche im Internet zeigt, daß meine Vermutung richtig ist. Keiner traut sich, etwas zu zeigen, außer Mark Harden (» www.artchive.com), dem sie in Texas nicht beikommen können; aber der gibt sich mit Zeichnungen nicht ab. Ich habe etwas im Kopf, vermutlich aus einem Beckmann-Buch, das ich besitze; ich muß mal suchen. Die gefundenen, meist winzigen Abbildungen sind nicht das, was mir vorschwebt. Es würde mich schon sehr interessieren, weshalb ich bei dieser Zeichnung an Max Beckmann denken muß.
Meine frühen Arbeiten, die etwas streng wirken, gefallen mir sehr gut, und ich habe sie seinerzeit mit Stolz in der Museumsausstellung präsentiert. Später habe ich mich dann zu mehr Virtuosität verleiten lassen. Vielleicht wird darin ebenfalls ein Einfluß Erich Engelbrechts sichtbar; zweimal ist dieser bereits aufgefallen, das erste Mal merkte ich es selbst sofort, das zweite Mal er, nachdem wir lange gerätselt hatten, denn beide Male steckte ich durch die Verstrickung in einer tiefen Krise. Es ist nicht gut, nicht man selbst zu sein.
Das kann man bezüglich der “virtuosen” Arbeiten nicht behaupten, insofern leuchtet es ein, daß ich nichts gemerkt habe. Die Entdeckung der Virtuosität hat mir ja selber gut gefallen. Ich habe mich eher getraut, diese Arbeiten öffentlich zu zeigen und mich mit ihnen mehr identifiziert. Führten sie mich trotzdem von mir weg? Interessant, diese Gedankengänge.
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