Mon 22 Jan 2007
Ursprünglich veröffentlicht 1998 als » Weekly Work Nr. 35
Zunächst: Seien Sie nachsichtig mit meinem deutschen Englisch. Außerdem: Es hat sich etwas geändert… Seit mehr als drei Wochen schreibe ich diese Beiträge, dieser hätte am 31. August geschrieben werden sollen. Was ist passiert?
Es begann so: Heute startet eine neue Woche, ich hatte zwei Tage von Daily Drawing Pause gemacht, aber nicht vom Computer… Ich informierte Sie über die Probleme, die ich mit dem Listenserver bei makelist.com von FindMail.com hatte. Heute morgen habe ich einen neuen Test gemacht, unmoderiert, und das Daily Drawing von Freitag verschickt, was bei mir gut angekommen ist.
Ich mag meine HTML-Newsletter… Sie bieten endlose Möglichkeiten. Wie sich herausstellte, gibt es erst sehr wenig Erfahrung mit dieser Art Newsletter. In der letzten Woche gab es eine lange und heftige Diskussion auf einer der Business-Listen, an denen ich teilnehme ([biz], moderiert von Paul Myers).
Ich kämpfte lange mit FindMail. Dann fand ich Amit, Herausgeber aus Indien, der ebenfalls einen HTML-Newsletter über FindMail verschickt (Monday Morning Magazine), und diskutierte die Dinge mit ihm. Ich testete viel, schickte alles an die Techniker von FindMail, damit die die Probleme bearbeiten konnten. Als ich einen größeren Test vorbereitete, funktionierte alles wieder. Große Erleichterung. FindMail heißt nun übrigens eGroups. Amit meint, das sei der beste Service, den man heute haben könne.
Damit war ich aber noch nicht fertig. Ich meldete mich bei mehreren Business-Listen an, wo ich mich gut aufgehoben fühlte. Glück gehabt. Ich stellte Fragen und bekam jede Menge guten Rat und wirkliche Hilfe. Schauen Sie sich die neue Eingangsseite an und Sie werden sehen, wieviel sich verbessert hat. Ein neues Logo haben wir auch. Trotzdem muß noch viel getan werden. Außerdem gibt es eine neue Seite über mich, falls Sie neugierig sind.
Ein Rat war, die Frequenz zu drosseln, um Zeit für Förderung zu gewinnen. Das war ein guter Rat. Deshalb wird Daily Drawing zu Weekly Work, und alle wöchentlichen Journale werden nur noch einmal im Monat verschickt. Vielleicht werde ich später einmal wieder umstellen.
In der letzten Woche wurde ein Artikel in InternetDay veröffentlicht, den ich vor acht Wochen geschrieben hatte - ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben. Sie haben sehr berühmte Autoren, also ist das auch eine Art Ehre für mich. Ich erzähle die Geschichte der Erfindung all dieser Journale. Als ich dort im April abonnierte, hatten sie 12.000 Abonnenten, 16.000 als ich den Artikel schrieb, und 29.000 als er erschien.
Dieser Artikel brachte mir eine Menge Rücklauf, also eine Menge Arbeit. Ab und zu erstickt ein aufstrebendes Unternehmen unter seinem eigenen Erfolg. Ich hoffe wirklich, daß mir dieses Schicksal erspart bleibt.
Aber nun versuche ich, wieder in Tritt zu kommen, und ich starte heute mit Daily Drawing alias Weekly Work. Ich werde außerdem die nächste Ausgabe von Pablo veröffentlichen und alle Abonnenten der anderen Journale werden über die Ereignisse dieser Woche benachrichtigt, so daß sie sich näher informieren können, wenn sie neugierig sind.
Noch eine Neuigkeit: Wie wäre es mit Rückmeldungen oder Anregungen? Meine erste Internetpräsenz ist eine Art Homepage. Sie zeigt 170 Arbeiten. Die Vorschaubilder sind häßlich, die Scans sind nicht gut, aber ich bediene mich dort die ganze Zeit, um dieses Journal zu füttern. Ich benutze Frames, um eine gute Navigation zu ermöglichen. Starten Sie auf der mit “Kunst” betitelten Seite und wechseln Sie entweder zur chronologischen Auswahl (es dauert ein bißchen, die 170 Vorschaubilder zu laden), zur Auswahl nach Techniken oder nach Themen (Interessiert an Schwangerschaft? Sehr seltenes Thema in der Kunst). Schlagen Sie doch ein Gemälde zur Diskussion vor oder stellen Sie nach Belieben Ihre Fragen.
Das für heute ausgesuchte Gemälde ist überhaupt nicht spektakulär. Einfach zwei männliche Köpfe nah beieinander mit einem stereotypen Landschaftshintergrund. Wenn Sie eine Weile schauen, finden Sie eine Menge über die beiden heraus. Vergleichen Sie das mit anderen Zwei-Kopf-Gemälden, die Sie schon kennen.
Aber Kunst muß ja auch nicht spektakulär sein. Tatsächlich ist das meistens gar nicht der Fall. Genausowenig wie Musik laut zu sein hat. Einmal hörte ich den Einwand: “Zu viele Noten” (ich weiß nicht, wer das über welches Stück sagte - wissen Sie es?). Qualität ist keine Funktion der Quantität. Sie können Werte nicht durch Größe, Gewicht oder Anzahl erzeugen. Manchmal frage ich mich, ob man überhaupt etwas Sinnvolles sagen kann.
Ein Musiker gab einen Kommentar zu dem Artikel im InternetDay ab, indem er sich auf die Musik bezog: “Wenn die Violine einsteigt, stellen sich dir die Nackenhaare auf.” Dies ist ein starkes Argument, aber was sagt es wirklich über die Musik als solche aus? Dasselbe trifft auf die Kunst zu. “Schau hier” und “schau da” und “diese Farbe hier” und “dieser Strich da” - man kann es wirklich mit Worten nicht adäquat ausdrücken.
Wenn Leute erfahren und auf demselben Niveau sind, können sie mit dieser Art von Babysprache kommunizieren. Anderen erscheint ein solcher Dialog einfach nur unsinnig. Wenn Sie genau wissen, daß etwas gut ist, können Sie es anderen mitteilen? Oder irgendeine andere Qualität? Ich wette, Sie sind auf mindestens einem Gebiet Experte. Können Sie Ihre Qualitätsurteile anderen vermitteln, die auf diesem Gebiet nicht zu Hause sind?
Ich muß Ihnen von einem kürzlich erlebten wirklich verwirrenden Ereignis berichten, um dieses schwierige Phänomen zu beleuchten.
Meine Frau hat ein Pferd, gekauft im Alter von zwei Jahren, es ist jetzt sieben. Sie erlitt drei Reitunfälle und einen Kutschenunfall, alle sehr schwer. Viele Experten kennen dieses Pferd, unter diesen ein großer und berühmter Fachmann im Fahrsport (er trainierte sie 14 Tagen nach dem ersten Reitunfall). Nach dem Kutschenunfall im Mai diesen Jahres, wo wir alle dem Tod ins Auge blickten, wurde er erneut konsultiert. Er war sprachlos. Schließlich wurde das Pferd einem erfahrenen Westernausbilder übergeben, um eventuelle Fehler mit dem Pferd oder dem Reiter aufzudecken.
Am Sonntag waren wir in Köln. Wir nahmen an einem Seminar mit einem berühmten, aber umstrittenen Pferdeguru (oder Pferdeflüsterer) teil. Nach einer halben Stunde war ich so geladen, daß ich die Veranstaltung für eine Stunde verlassen mußte, um mich zu stabilisieren. Am Nachmittag wurde ihm das Pferd gezeigt. Er schaute es an, ließ es ein wenig gehen, berührte es hier und da, und nach fünf oder zehn Minuten erklärte er dem Publikum eine Menge über das Pferd, aber die Kernaussage war, daß dieses Pferd Schmerzen hatte. Er behauptete, daß das Pferd aus diesem Grunde zur Zeit überhaupt nicht reitbar sei und für mindestens zwei Monate geschont werden müsse. Er ließ das Pferd noch nicht einmal traben.
Wir waren empört. Niemand hatte jemals behauptet, daß dieses Pferd leiden würde. Wohlgemerkt, dieser Mann ist umstritten. Er hatte niemals eine reguläre Ausbildung mit Pferden. Sein erstes Buch über Pferde schrieb er nach zwei Jahren Erfahrung im Alter von 30. Alle Experten mit einer lebenslangen Reputation behaupten, er sei ein frecher Quacksalber. Der Westerntrainer sagte dazu: “Dieser Mann hat überhaupt keine Ahnung.”
Wir hatten wirklich schon viele gute Ratschläge gehört. Nun entschlossen wir uns, das Pferd einem Tierarzt vorzuführen. Glücklicherweise haben wir eine Riesenkapazität in der Nachbarschaft, die Leute fahren Hunderte von Kilometern, um seinen Rat und seine Hilfe zu bekommen. Er hatte nicht viel Zeit, aber er schaute sich das Pferd am nächsten Tag an und verbrachte etwa 40 Minuten mit ihm. Dann sagte er: “Dieser Mann hat recht. Das Pferd bewegt sich wie ein Mann mit Ischias. Wir müssen sie in der nächsten Woche röntgen, um Genaueres herauszufinden. Die braucht ein halbes Jahr Ruhe.”
Und plötzlich waren alle Unfälle erklärlich. Die Stute bewegte den Kopf hoch und zurück und erlitt dadurch vermutlich einen scharfen Schmerz, der sie von den Füßen haute. Wenn Sie jemals einen Hexenschuß hatten, wissen Sie, wie sich das anfühlt. Dieses Pferd ist aus einer Traberstute und einem Vollbluthengst gezogen und hat vermutlich diese Probleme seit der Geburt.
Dies ist ein schlagendes Beispiel eines Superexperten. Der angebliche Quacksalber wußte nach fünf Minuten mehr über dieses Pferd als der Kutschenexperte nach zwei Wochen Training oder der Westerntrainer nach sechs Wochen. Er war kein Tierarzt und noch nicht einmal als Pferdeexperte trainiert. Dieser Mann weiß etwas, das er schlecht anderen vermitteln kann. Es ist aber auch wirklich schwer.
In der Kunst ist es nicht anders. Man findet es fast jeden Tag. Gestern zum Beispiel. In einer Kunstliste stellte sich jemand vor und lud zum Besuch seiner Homepage ein. Ich schaute sie mir an und sah auf den ersten Blick, daß ich ihm höchstens ein “befriedigend” gegeben hätte, wenn er bei mir Schüler in der elften Klasse gewesen wäre. Er ist aber schon 40. Eine Künstlerkollegin auf dieser Liste, Expertin in sehr feinen Biedermeier-Stilleben, schaute sich das ebenfalls an und war schwer beeindruckt. Sie lobte ihn öffentlich über den grünen Klee.
Ich war verblüfft. Was kann ich dazu sagen? Nichts, fürchte ich. Da gibt es nichts zu kommunizieren. Der beste Rat: Weiterschauen. Erfahrungen sammeln. Selber gucken. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen gute und schlechte Beispiele. Daran können Sie lernen. Sie müssen nicht einverstanden sein. Ich bin sicher, Sie werden schnell genug zustimmen. Einfach immer nur schauen.
Es begann so: Heute startet eine neue Woche, ich hatte zwei Tage von Daily Drawing Pause gemacht, aber nicht vom Computer… Ich informierte Sie über die Probleme, die ich mit dem Listenserver bei makelist.com von FindMail.com hatte. Heute morgen habe ich einen neuen Test gemacht, unmoderiert, und das Daily Drawing von Freitag verschickt, was bei mir gut angekommen ist.
Ich mag meine HTML-Newsletter… Sie bieten endlose Möglichkeiten. Wie sich herausstellte, gibt es erst sehr wenig Erfahrung mit dieser Art Newsletter. In der letzten Woche gab es eine lange und heftige Diskussion auf einer der Business-Listen, an denen ich teilnehme ([biz], moderiert von Paul Myers).
Ich kämpfte lange mit FindMail. Dann fand ich Amit, Herausgeber aus Indien, der ebenfalls einen HTML-Newsletter über FindMail verschickt (Monday Morning Magazine), und diskutierte die Dinge mit ihm. Ich testete viel, schickte alles an die Techniker von FindMail, damit die die Probleme bearbeiten konnten. Als ich einen größeren Test vorbereitete, funktionierte alles wieder. Große Erleichterung. FindMail heißt nun übrigens eGroups. Amit meint, das sei der beste Service, den man heute haben könne.
Damit war ich aber noch nicht fertig. Ich meldete mich bei mehreren Business-Listen an, wo ich mich gut aufgehoben fühlte. Glück gehabt. Ich stellte Fragen und bekam jede Menge guten Rat und wirkliche Hilfe. Schauen Sie sich die neue Eingangsseite an und Sie werden sehen, wieviel sich verbessert hat. Ein neues Logo haben wir auch. Trotzdem muß noch viel getan werden. Außerdem gibt es eine neue Seite über mich, falls Sie neugierig sind.
Ein Rat war, die Frequenz zu drosseln, um Zeit für Förderung zu gewinnen. Das war ein guter Rat. Deshalb wird Daily Drawing zu Weekly Work, und alle wöchentlichen Journale werden nur noch einmal im Monat verschickt. Vielleicht werde ich später einmal wieder umstellen.
In der letzten Woche wurde ein Artikel in InternetDay veröffentlicht, den ich vor acht Wochen geschrieben hatte - ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben. Sie haben sehr berühmte Autoren, also ist das auch eine Art Ehre für mich. Ich erzähle die Geschichte der Erfindung all dieser Journale. Als ich dort im April abonnierte, hatten sie 12.000 Abonnenten, 16.000 als ich den Artikel schrieb, und 29.000 als er erschien.
Dieser Artikel brachte mir eine Menge Rücklauf, also eine Menge Arbeit. Ab und zu erstickt ein aufstrebendes Unternehmen unter seinem eigenen Erfolg. Ich hoffe wirklich, daß mir dieses Schicksal erspart bleibt.
Aber nun versuche ich, wieder in Tritt zu kommen, und ich starte heute mit Daily Drawing alias Weekly Work. Ich werde außerdem die nächste Ausgabe von Pablo veröffentlichen und alle Abonnenten der anderen Journale werden über die Ereignisse dieser Woche benachrichtigt, so daß sie sich näher informieren können, wenn sie neugierig sind.
Noch eine Neuigkeit: Wie wäre es mit Rückmeldungen oder Anregungen? Meine erste Internetpräsenz ist eine Art Homepage. Sie zeigt 170 Arbeiten. Die Vorschaubilder sind häßlich, die Scans sind nicht gut, aber ich bediene mich dort die ganze Zeit, um dieses Journal zu füttern. Ich benutze Frames, um eine gute Navigation zu ermöglichen. Starten Sie auf der mit “Kunst” betitelten Seite und wechseln Sie entweder zur chronologischen Auswahl (es dauert ein bißchen, die 170 Vorschaubilder zu laden), zur Auswahl nach Techniken oder nach Themen (Interessiert an Schwangerschaft? Sehr seltenes Thema in der Kunst). Schlagen Sie doch ein Gemälde zur Diskussion vor oder stellen Sie nach Belieben Ihre Fragen.
Das für heute ausgesuchte Gemälde ist überhaupt nicht spektakulär. Einfach zwei männliche Köpfe nah beieinander mit einem stereotypen Landschaftshintergrund. Wenn Sie eine Weile schauen, finden Sie eine Menge über die beiden heraus. Vergleichen Sie das mit anderen Zwei-Kopf-Gemälden, die Sie schon kennen.
Aber Kunst muß ja auch nicht spektakulär sein. Tatsächlich ist das meistens gar nicht der Fall. Genausowenig wie Musik laut zu sein hat. Einmal hörte ich den Einwand: “Zu viele Noten” (ich weiß nicht, wer das über welches Stück sagte - wissen Sie es?). Qualität ist keine Funktion der Quantität. Sie können Werte nicht durch Größe, Gewicht oder Anzahl erzeugen. Manchmal frage ich mich, ob man überhaupt etwas Sinnvolles sagen kann.
Ein Musiker gab einen Kommentar zu dem Artikel im InternetDay ab, indem er sich auf die Musik bezog: “Wenn die Violine einsteigt, stellen sich dir die Nackenhaare auf.” Dies ist ein starkes Argument, aber was sagt es wirklich über die Musik als solche aus? Dasselbe trifft auf die Kunst zu. “Schau hier” und “schau da” und “diese Farbe hier” und “dieser Strich da” - man kann es wirklich mit Worten nicht adäquat ausdrücken.
Wenn Leute erfahren und auf demselben Niveau sind, können sie mit dieser Art von Babysprache kommunizieren. Anderen erscheint ein solcher Dialog einfach nur unsinnig. Wenn Sie genau wissen, daß etwas gut ist, können Sie es anderen mitteilen? Oder irgendeine andere Qualität? Ich wette, Sie sind auf mindestens einem Gebiet Experte. Können Sie Ihre Qualitätsurteile anderen vermitteln, die auf diesem Gebiet nicht zu Hause sind?
Ich muß Ihnen von einem kürzlich erlebten wirklich verwirrenden Ereignis berichten, um dieses schwierige Phänomen zu beleuchten.
Meine Frau hat ein Pferd, gekauft im Alter von zwei Jahren, es ist jetzt sieben. Sie erlitt drei Reitunfälle und einen Kutschenunfall, alle sehr schwer. Viele Experten kennen dieses Pferd, unter diesen ein großer und berühmter Fachmann im Fahrsport (er trainierte sie 14 Tagen nach dem ersten Reitunfall). Nach dem Kutschenunfall im Mai diesen Jahres, wo wir alle dem Tod ins Auge blickten, wurde er erneut konsultiert. Er war sprachlos. Schließlich wurde das Pferd einem erfahrenen Westernausbilder übergeben, um eventuelle Fehler mit dem Pferd oder dem Reiter aufzudecken.
Am Sonntag waren wir in Köln. Wir nahmen an einem Seminar mit einem berühmten, aber umstrittenen Pferdeguru (oder Pferdeflüsterer) teil. Nach einer halben Stunde war ich so geladen, daß ich die Veranstaltung für eine Stunde verlassen mußte, um mich zu stabilisieren. Am Nachmittag wurde ihm das Pferd gezeigt. Er schaute es an, ließ es ein wenig gehen, berührte es hier und da, und nach fünf oder zehn Minuten erklärte er dem Publikum eine Menge über das Pferd, aber die Kernaussage war, daß dieses Pferd Schmerzen hatte. Er behauptete, daß das Pferd aus diesem Grunde zur Zeit überhaupt nicht reitbar sei und für mindestens zwei Monate geschont werden müsse. Er ließ das Pferd noch nicht einmal traben.
Wir waren empört. Niemand hatte jemals behauptet, daß dieses Pferd leiden würde. Wohlgemerkt, dieser Mann ist umstritten. Er hatte niemals eine reguläre Ausbildung mit Pferden. Sein erstes Buch über Pferde schrieb er nach zwei Jahren Erfahrung im Alter von 30. Alle Experten mit einer lebenslangen Reputation behaupten, er sei ein frecher Quacksalber. Der Westerntrainer sagte dazu: “Dieser Mann hat überhaupt keine Ahnung.”
Wir hatten wirklich schon viele gute Ratschläge gehört. Nun entschlossen wir uns, das Pferd einem Tierarzt vorzuführen. Glücklicherweise haben wir eine Riesenkapazität in der Nachbarschaft, die Leute fahren Hunderte von Kilometern, um seinen Rat und seine Hilfe zu bekommen. Er hatte nicht viel Zeit, aber er schaute sich das Pferd am nächsten Tag an und verbrachte etwa 40 Minuten mit ihm. Dann sagte er: “Dieser Mann hat recht. Das Pferd bewegt sich wie ein Mann mit Ischias. Wir müssen sie in der nächsten Woche röntgen, um Genaueres herauszufinden. Die braucht ein halbes Jahr Ruhe.”
Und plötzlich waren alle Unfälle erklärlich. Die Stute bewegte den Kopf hoch und zurück und erlitt dadurch vermutlich einen scharfen Schmerz, der sie von den Füßen haute. Wenn Sie jemals einen Hexenschuß hatten, wissen Sie, wie sich das anfühlt. Dieses Pferd ist aus einer Traberstute und einem Vollbluthengst gezogen und hat vermutlich diese Probleme seit der Geburt.
Dies ist ein schlagendes Beispiel eines Superexperten. Der angebliche Quacksalber wußte nach fünf Minuten mehr über dieses Pferd als der Kutschenexperte nach zwei Wochen Training oder der Westerntrainer nach sechs Wochen. Er war kein Tierarzt und noch nicht einmal als Pferdeexperte trainiert. Dieser Mann weiß etwas, das er schlecht anderen vermitteln kann. Es ist aber auch wirklich schwer.
In der Kunst ist es nicht anders. Man findet es fast jeden Tag. Gestern zum Beispiel. In einer Kunstliste stellte sich jemand vor und lud zum Besuch seiner Homepage ein. Ich schaute sie mir an und sah auf den ersten Blick, daß ich ihm höchstens ein “befriedigend” gegeben hätte, wenn er bei mir Schüler in der elften Klasse gewesen wäre. Er ist aber schon 40. Eine Künstlerkollegin auf dieser Liste, Expertin in sehr feinen Biedermeier-Stilleben, schaute sich das ebenfalls an und war schwer beeindruckt. Sie lobte ihn öffentlich über den grünen Klee.
Ich war verblüfft. Was kann ich dazu sagen? Nichts, fürchte ich. Da gibt es nichts zu kommunizieren. Der beste Rat: Weiterschauen. Erfahrungen sammeln. Selber gucken. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen gute und schlechte Beispiele. Daran können Sie lernen. Sie müssen nicht einverstanden sein. Ich bin sicher, Sie werden schnell genug zustimmen. Einfach immer nur schauen.
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