Thu 30 Nov 2006
Ursprünglich 1998 veröffentlicht als » Daily Drawing Nr. 22
Okay, ich wußte es… Gestern erwähnte ich die Eröffnungsrede “Über die Beobachtung des schöpferischen Prozesses”. Darin hatte ich ein anderes Gemälde als Illustration für das Argument gebracht. Ich muß es also heute zeigen. Dies ist es. Auch dazu gibt es eine nette Anekdote.
Dieses Gemälde gehört einer Freundin meiner Frau, Edith. Sie kannten sich schon, bevor meine Frau mich kennenlernte. Meine Frau Elke ist Lehrerin, und die älteste Tochter von Edith war in der ersten Klasse von Elke. Meine Frau hat Kunst studiert, und Edith hatte immer davon geträumt, Kunst zu besitzen, also bat sie Elke, sie eines Tages bei einem Galeriebesuch zu begleiten, wozu es aber nie gekommen ist. Geld war knapp, Edith hatte ein Kind und bekam noch eins und noch eins und schließlich ein viertes.
Sie hatte drei, als wir uns kennenlernten. Ich war der Freund ihrer Freundin, und als ich Elke heiratete, lernte sie meine Gemälde kennen. Sie fand sie furchtbar. Sie schaute irgendwo anders hin, wenn sie uns besuchte. Man kann das ja tun.
Nach einigen Jahren merkte sie, daß sie sich freute, wenn sie uns besuchen wollte, weil sie die Bilder wiedersehen konnte. Das war eine Überraschung! Ich wußte aber von nichts. Wieder verging einige Zeit, bis sie mich eines Tages ansprach, ob ich ihr nicht ein Bild leihen könnte. Das war mir recht. (Zwischenzeitlich war ich Vollzeitkünstler geworden.) Ich gab ihr einige kleinere Bilder. Dann fragte sie nach einem größeren. Sie sollte sich anhand des Katalogs eins aussuchen. Das war nicht nötig. Sie wußte schon, welches sie haben wollte. Es war Nr. 226.
Einige Wochen später beichtete sie mir, sie sei nicht ganz aufrichtig gewesen. Sie habe nie vorgehabt, dieses Gemälde zurückzugeben. Wie sie das denn bezahlen könnte. Wir gingen zu meiner Bank, sie beantragte einen Kredit und zahlte ihn in zwei oder drei Jahren ab. Der Verkauf war natürlich höchst willkommen.
Ihr Ehemann schalt sie wegen der Ausgabe, die sie vom Haushaltsgeld bestritt. Sie hätte sich lieber eine Putzfrau dafür leisten sollen. Jahre später wurden sie geschieden, und da wollte er das Bild mitnehmen. Mittlerweile hatte er eine starke Beziehung dazu, öfters davon geträumt, die Figuren kamen in seinen Träumen vor, er kannte sie beim Namen (ich nicht). Aber es war natürlich ihr Bild, und Edith hat eine noch stärkere Beziehung dazu. Alle Figuren sind in ihrer Seele lebendig, leben mit ihr, sie wächst in Relation zu ihnen, und wenn ich sie besuche, genieße ich dieses wunderbare Gemälde auch wieder einmal.
Okay, ich wußte es… Gestern erwähnte ich die Eröffnungsrede “Über die Beobachtung des schöpferischen Prozesses”. Darin hatte ich ein anderes Gemälde als Illustration für das Argument gebracht. Ich muß es also heute zeigen. Dies ist es. Auch dazu gibt es eine nette Anekdote.
Dieses Gemälde gehört einer Freundin meiner Frau, Edith. Sie kannten sich schon, bevor meine Frau mich kennenlernte. Meine Frau Elke ist Lehrerin, und die älteste Tochter von Edith war in der ersten Klasse von Elke. Meine Frau hat Kunst studiert, und Edith hatte immer davon geträumt, Kunst zu besitzen, also bat sie Elke, sie eines Tages bei einem Galeriebesuch zu begleiten, wozu es aber nie gekommen ist. Geld war knapp, Edith hatte ein Kind und bekam noch eins und noch eins und schließlich ein viertes.
Sie hatte drei, als wir uns kennenlernten. Ich war der Freund ihrer Freundin, und als ich Elke heiratete, lernte sie meine Gemälde kennen. Sie fand sie furchtbar. Sie schaute irgendwo anders hin, wenn sie uns besuchte. Man kann das ja tun.
Nach einigen Jahren merkte sie, daß sie sich freute, wenn sie uns besuchen wollte, weil sie die Bilder wiedersehen konnte. Das war eine Überraschung! Ich wußte aber von nichts. Wieder verging einige Zeit, bis sie mich eines Tages ansprach, ob ich ihr nicht ein Bild leihen könnte. Das war mir recht. (Zwischenzeitlich war ich Vollzeitkünstler geworden.) Ich gab ihr einige kleinere Bilder. Dann fragte sie nach einem größeren. Sie sollte sich anhand des Katalogs eins aussuchen. Das war nicht nötig. Sie wußte schon, welches sie haben wollte. Es war Nr. 226.
Einige Wochen später beichtete sie mir, sie sei nicht ganz aufrichtig gewesen. Sie habe nie vorgehabt, dieses Gemälde zurückzugeben. Wie sie das denn bezahlen könnte. Wir gingen zu meiner Bank, sie beantragte einen Kredit und zahlte ihn in zwei oder drei Jahren ab. Der Verkauf war natürlich höchst willkommen.
Ihr Ehemann schalt sie wegen der Ausgabe, die sie vom Haushaltsgeld bestritt. Sie hätte sich lieber eine Putzfrau dafür leisten sollen. Jahre später wurden sie geschieden, und da wollte er das Bild mitnehmen. Mittlerweile hatte er eine starke Beziehung dazu, öfters davon geträumt, die Figuren kamen in seinen Träumen vor, er kannte sie beim Namen (ich nicht). Aber es war natürlich ihr Bild, und Edith hat eine noch stärkere Beziehung dazu. Alle Figuren sind in ihrer Seele lebendig, leben mit ihr, sie wächst in Relation zu ihnen, und wenn ich sie besuche, genieße ich dieses wunderbare Gemälde auch wieder einmal.
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