Thu 25 Jan 2007
Ursprünglich 1998 veröffentlicht als » Weekly Work Nr. 36
Erstens: Meine Muttersprache ist Deutsch. Erfahrene Marketingleute meinen, daß ich Sie informieren sollte. Zweitens: In der letzten Woche war ich mit Förderung und E-Mails beschäftigt, aber jetzt bin ich mit meinem Streßlevel wieder auf normaler Höhe. Und niemand beschwerte sich über die Reduktion der Frequenz. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Für meine anderen Journale habe ich ein Vorwort; da sage ich:
Für Sie und alle großen Meister tue ich das, und ich hoffe, Sie werden es genießen.
Natürlich trifft dieser Satz auch auf das vorliegende Journal zu. Einige Leser haben mir geschrieben und gestern habe ich eine Referenzseite gebaut, um andere zu ermutigen, sich unserem Abenteuer anzuschließen.
Während ich schreibe, merke ich, daß ich nicht nur wissen möchte, ob es Ihnen gefällt. Ich möchte auch wissen, wer Sie sind. Für wen schreibe ich diese Seiten? Schreiben Sie mir Ihre Motive, Ihre Erwartungen, Ihre Erfahrungen. Befriedige ich Ihre Neugier überhaupt? Wie kann ich Ihnen besser dienen?
Wenn Sie möchten, können Sie anonym bleiben. Ich muß Ihren Namen nicht kennen, um von Ihren Antworten zu profitieren. Wenn Sie nicht wollen, daß ich Ihnen persönlich antworte, teilen Sie es mir mit, ich respektiere Ihre Privatsphäre. Um Ihren Teil zu erleichtern, schicke ich Ihnen einen Fragebogen zu: klicken Sie hier. Oder schreiben Sie mir einen formlosen Brief.
Diese Unternehmung ist neu und deshalb kann niemand raten. So etwas wäre früher einfach nicht möglich gewesen. Wir müssen herausfinden, was wir damit tun können, wir sind frei zu tun, was wir wollen. Ich schreibe diese Serie nach und nach und Sie können mit mir jederzeit über E-Mail kommunizieren. Nutzen Sie Ihre Chance! Lassen Sie uns zusammen herausfinden, was wir mit diesem wunderbaren Medium anfangen können!
Würden Sie über die Gemälde schreiben wollen? Ich könnte Ihnen die Adresse eines Gemäldes nennen und verschiedene Ansichten darüber in diesem Journal in der Woche darauf veröffentlichen. Würden Sie Themenvorschläge machen wollen? Ich könnte Ihnen die Adresse nennen, aus der ich meine Wahl treffe. Wie wäre es, Arbeiten erneut zu betrachten, diesmal intensiver? Sollte man über Kunst und Kunstproduktion schreiben, ganz unabhängig von den hier präsentierten Arbeiten?
Sollte ich meine Person und mein Werk hintanstellen und mich mit anderen Künstlern beschäftigen? Wie zum Beispiel mit Anne Stahl, die in der Galerieanzeige dieser Woche herausgestellt wird? Was ist mit Tina Tacke, die letzte Woche präsentiert wurde? Oder den Fotografen? Ich werde Jochen Brennecke und Danny Conant zu dieser Section hinzufügen und eine neue Galerie für naive Kunst aufmachen, und zwar für Anne Harris und Navitrolla, und vielleicht eine Galerie für Realismus. Wie wäre das?
Die Leute schwätzen und schreiben überall ganz engagiert. Bei Deja News habe ich vor einiger Zeit ein Diskussionsforum für jedes meiner Journale eingerichtet. Niemand nutzte es bisher. Meine Listen hatte ich ursprünglich bei OneList angesiedelt. Sie sind immer noch da und liefern Abonnenten. Wie wäre es, diese Listen zu benutzen, um direkter zu kommunizieren?
Wenn Sie mir schreiben, könnte sich herausstellen, daß es unterschiedliche Bedürfnisse gibt. Die einfachste Idee wären zwei Gruppen, die Konsumenten und die Produzenten. Einige könnten gut verstehen, was ich vermitteln möchte, und wären durch meine simple Sprache irritiert, andere könnten vollkommen frustriert sein, weil sie gar nicht verstehen können, worüber ich spreche.
Das für heute ausgesuchte Gemälde erfreut sich allgemeiner Beliebtheit. Es ist lieblich und nett. Ich hätte es vermutlich mehrfach verkaufen können. Aber ich sehe mich außerstande, ein Gemälde zu wiederholen, auch wenn es populär ist. Früher war das nicht selten. Selbst Beckmann fertigte eine zweite Version seines Familienbilds für einen Kunden, der das erste liebte, was aber schon verkauft war.
Allerdings… es gibt Themen, die wieder und wieder auftauchen. Wie die Selbstporträts bei Beckmann. Wir hatten schon einige, das Zwei-Kopf-Gemälde der letzten Woche ist ein Beispiel. Dieses Bild ist ein weiteres typisches Thema. Erinnern Sie sich an folgendes?
Ich habe jetzt meine Kommentare zu der linken Zeichnung noch einmal nachgelesen. Das Gemälde rechts ist eins von denen, die ich meinte, als ich von mehreren eines Themas sprach. Psychologische Kommentare sind interessant, aber irgendwie treffen sie nicht.
Zunächst beziehen sie sich nur auf mich oder den Betrachter, deshalb sind sie persönlicher Natur und eng. Natürlich wäre es nett zu wissen, was Mozart zu einem bestimmten Musikstück einfiel, aber würde uns das heutzutage helfen? Oder wenn ich genau wüßte, was dieses Gemälde Ihnen bedeutet, würde es mir helfen? Vermutlich nicht.
Weiterhin: Dies ist ein Gemälde oder ein Musikstück oder was immer. Können Sie wirklich erwarten, es mit Worten zu erreichen? Haben uns die Kommentare Freuds zu Leonardo geholfen, Leonardos Gemälde mehr zu schätzen und besser zu verstehen? Sie haben uns allenfalls geholfen, den Mann zu verstehen, sie haben überraschende Einsichten geboten, aber die Gemälde selbst blieben unberührt.
Eine Weile habe ich Kunstgeschichte studiert. Ich war sehr daran interessiert, was die Kunsthistoriker über Kunstwerke zu sagen haben. Sie sind wirklich phantastisch im Gebrauch der Sprache. Sie sehen unglaublich viel. Sie können das, was sie sehen, mit ihrem Wortschatz ausdrücken. Sie können deshalb die Augen öffnen, so daß man es selbst auch sehen kann. Aber mein Gefühl war, daß die Kunst erst am Ende dieses Weges beginnt. Dort angekommen, müssen sie verstummen. Wittgenstein sagte: “Worüber man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.”
Es gibt auch zu diesem Gemälde eine kleine Anekdote.
Es wurde mit einem noch größeren Gemälde im Querformat in einem Kunstkatalog in den achtziger Jahren angeboten. Das war eine Neuheit, die ersten Originale in diesem Katalog, die ersten Großformate, die ersten Werke eines lebenden Malers, die nicht dem Kitsch zugerechnet werden mußten (sie boten auch Grafiken großer toter Meister zu hohen Preisen an). Ich habe die Geschichte schon im MMA Journal 1.6 erzählt.
Jemand bestellte das Gemälde. Sie schickten es ihm. In der Zwischenzeit bestellte jemand anders dasselbe Gemälde. Im wurde das andere angeboten. Das mochte er nicht. Der erste war verärgert über die Größe des Gemäldes, obwohl die ganz klar im Katalog ausgewiesen war, also hätte er es wissen müssen. Das Gemälde kann zurück. Sie hatten sich die Telefonnummer des anderen Interessenten nicht notiert. Das war’s.
Das Gemälde wurde trotzdem verkauft. Einer der Chefs hängte es in seinem Büro auf, und als er mit einem Werbefachmann aus der Schweiz verhandelte, sah sein Partner das Gemälde die ganze Zeit und kaufte es schließlich. Daraus schlossen sie, daß man ein solches Bild im Original sehen muß, daß man es nicht über den Katalog verkaufen kann. Sie kauften zwei andere Bilder, um sie in ihrem Haus zu zeigen. Aber die Zeiten änderten sich, sie veranstalteten keine Ausstellungen wie geplant, deshalb wurden die beiden Gemälde im nächsten Jahr doch im Katalog angeboten. Und eines wurde aus den Katalog heraus verkauft.
Welchen Schluß kann man nun daraus ziehen?
Für meine anderen Journale habe ich ein Vorwort; da sage ich:
Für Sie und alle großen Meister tue ich das, und ich hoffe, Sie werden es genießen.
Natürlich trifft dieser Satz auch auf das vorliegende Journal zu. Einige Leser haben mir geschrieben und gestern habe ich eine Referenzseite gebaut, um andere zu ermutigen, sich unserem Abenteuer anzuschließen.
Während ich schreibe, merke ich, daß ich nicht nur wissen möchte, ob es Ihnen gefällt. Ich möchte auch wissen, wer Sie sind. Für wen schreibe ich diese Seiten? Schreiben Sie mir Ihre Motive, Ihre Erwartungen, Ihre Erfahrungen. Befriedige ich Ihre Neugier überhaupt? Wie kann ich Ihnen besser dienen?
Wenn Sie möchten, können Sie anonym bleiben. Ich muß Ihren Namen nicht kennen, um von Ihren Antworten zu profitieren. Wenn Sie nicht wollen, daß ich Ihnen persönlich antworte, teilen Sie es mir mit, ich respektiere Ihre Privatsphäre. Um Ihren Teil zu erleichtern, schicke ich Ihnen einen Fragebogen zu: klicken Sie hier. Oder schreiben Sie mir einen formlosen Brief.
Diese Unternehmung ist neu und deshalb kann niemand raten. So etwas wäre früher einfach nicht möglich gewesen. Wir müssen herausfinden, was wir damit tun können, wir sind frei zu tun, was wir wollen. Ich schreibe diese Serie nach und nach und Sie können mit mir jederzeit über E-Mail kommunizieren. Nutzen Sie Ihre Chance! Lassen Sie uns zusammen herausfinden, was wir mit diesem wunderbaren Medium anfangen können!
Würden Sie über die Gemälde schreiben wollen? Ich könnte Ihnen die Adresse eines Gemäldes nennen und verschiedene Ansichten darüber in diesem Journal in der Woche darauf veröffentlichen. Würden Sie Themenvorschläge machen wollen? Ich könnte Ihnen die Adresse nennen, aus der ich meine Wahl treffe. Wie wäre es, Arbeiten erneut zu betrachten, diesmal intensiver? Sollte man über Kunst und Kunstproduktion schreiben, ganz unabhängig von den hier präsentierten Arbeiten?
Sollte ich meine Person und mein Werk hintanstellen und mich mit anderen Künstlern beschäftigen? Wie zum Beispiel mit Anne Stahl, die in der Galerieanzeige dieser Woche herausgestellt wird? Was ist mit Tina Tacke, die letzte Woche präsentiert wurde? Oder den Fotografen? Ich werde Jochen Brennecke und Danny Conant zu dieser Section hinzufügen und eine neue Galerie für naive Kunst aufmachen, und zwar für Anne Harris und Navitrolla, und vielleicht eine Galerie für Realismus. Wie wäre das?
Die Leute schwätzen und schreiben überall ganz engagiert. Bei Deja News habe ich vor einiger Zeit ein Diskussionsforum für jedes meiner Journale eingerichtet. Niemand nutzte es bisher. Meine Listen hatte ich ursprünglich bei OneList angesiedelt. Sie sind immer noch da und liefern Abonnenten. Wie wäre es, diese Listen zu benutzen, um direkter zu kommunizieren?
Wenn Sie mir schreiben, könnte sich herausstellen, daß es unterschiedliche Bedürfnisse gibt. Die einfachste Idee wären zwei Gruppen, die Konsumenten und die Produzenten. Einige könnten gut verstehen, was ich vermitteln möchte, und wären durch meine simple Sprache irritiert, andere könnten vollkommen frustriert sein, weil sie gar nicht verstehen können, worüber ich spreche.
Das für heute ausgesuchte Gemälde erfreut sich allgemeiner Beliebtheit. Es ist lieblich und nett. Ich hätte es vermutlich mehrfach verkaufen können. Aber ich sehe mich außerstande, ein Gemälde zu wiederholen, auch wenn es populär ist. Früher war das nicht selten. Selbst Beckmann fertigte eine zweite Version seines Familienbilds für einen Kunden, der das erste liebte, was aber schon verkauft war.
Allerdings… es gibt Themen, die wieder und wieder auftauchen. Wie die Selbstporträts bei Beckmann. Wir hatten schon einige, das Zwei-Kopf-Gemälde der letzten Woche ist ein Beispiel. Dieses Bild ist ein weiteres typisches Thema. Erinnern Sie sich an folgendes?
Ich habe jetzt meine Kommentare zu der linken Zeichnung noch einmal nachgelesen. Das Gemälde rechts ist eins von denen, die ich meinte, als ich von mehreren eines Themas sprach. Psychologische Kommentare sind interessant, aber irgendwie treffen sie nicht.
Zunächst beziehen sie sich nur auf mich oder den Betrachter, deshalb sind sie persönlicher Natur und eng. Natürlich wäre es nett zu wissen, was Mozart zu einem bestimmten Musikstück einfiel, aber würde uns das heutzutage helfen? Oder wenn ich genau wüßte, was dieses Gemälde Ihnen bedeutet, würde es mir helfen? Vermutlich nicht.
Weiterhin: Dies ist ein Gemälde oder ein Musikstück oder was immer. Können Sie wirklich erwarten, es mit Worten zu erreichen? Haben uns die Kommentare Freuds zu Leonardo geholfen, Leonardos Gemälde mehr zu schätzen und besser zu verstehen? Sie haben uns allenfalls geholfen, den Mann zu verstehen, sie haben überraschende Einsichten geboten, aber die Gemälde selbst blieben unberührt.
Eine Weile habe ich Kunstgeschichte studiert. Ich war sehr daran interessiert, was die Kunsthistoriker über Kunstwerke zu sagen haben. Sie sind wirklich phantastisch im Gebrauch der Sprache. Sie sehen unglaublich viel. Sie können das, was sie sehen, mit ihrem Wortschatz ausdrücken. Sie können deshalb die Augen öffnen, so daß man es selbst auch sehen kann. Aber mein Gefühl war, daß die Kunst erst am Ende dieses Weges beginnt. Dort angekommen, müssen sie verstummen. Wittgenstein sagte: “Worüber man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.”
Es gibt auch zu diesem Gemälde eine kleine Anekdote.
Es wurde mit einem noch größeren Gemälde im Querformat in einem Kunstkatalog in den achtziger Jahren angeboten. Das war eine Neuheit, die ersten Originale in diesem Katalog, die ersten Großformate, die ersten Werke eines lebenden Malers, die nicht dem Kitsch zugerechnet werden mußten (sie boten auch Grafiken großer toter Meister zu hohen Preisen an). Ich habe die Geschichte schon im MMA Journal 1.6 erzählt.
Jemand bestellte das Gemälde. Sie schickten es ihm. In der Zwischenzeit bestellte jemand anders dasselbe Gemälde. Im wurde das andere angeboten. Das mochte er nicht. Der erste war verärgert über die Größe des Gemäldes, obwohl die ganz klar im Katalog ausgewiesen war, also hätte er es wissen müssen. Das Gemälde kann zurück. Sie hatten sich die Telefonnummer des anderen Interessenten nicht notiert. Das war’s.
Das Gemälde wurde trotzdem verkauft. Einer der Chefs hängte es in seinem Büro auf, und als er mit einem Werbefachmann aus der Schweiz verhandelte, sah sein Partner das Gemälde die ganze Zeit und kaufte es schließlich. Daraus schlossen sie, daß man ein solches Bild im Original sehen muß, daß man es nicht über den Katalog verkaufen kann. Sie kauften zwei andere Bilder, um sie in ihrem Haus zu zeigen. Aber die Zeiten änderten sich, sie veranstalteten keine Ausstellungen wie geplant, deshalb wurden die beiden Gemälde im nächsten Jahr doch im Katalog angeboten. Und eines wurde aus den Katalog heraus verkauft.
Welchen Schluß kann man nun daraus ziehen?
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