Sat 13 Jan 2007
Ursprünglich erschienen als » Daily Drawing Nr. 32
Gestern waren wir in der Menge, heute, noch ein paar Nummern zurück in der Zeit, sind wir mit zwei Männern konfrontiert. Das Gemälde ist mittelgroß, 96×146cm, also sind die Gesichter mehr als lebensgroß. Die Farben meines alten Scanner sind ein bißchen zu warm, ich sollte das Bild neu einscannen, aber ich habe keine Zeit. Wie auch immer, Farben sind ein Problem, nicht nur auf dem Monitor, auch in Büchern, und wir werden immer besser. Ich wundere mich, wie schön man das heute schon machen kann, und wie billig es ist. Nehmen Sie irgendein Buch aus den fünfziger Jahren, dann sind die Farben einfach sehr merkwürdig, und in den Dreißigern war alles in schwarzweiß. Wir leben in herrlichen Zeiten.
Offensichtlich ist der Mann zur Rechten der Held, der andere ihm zugeordnet. Wenn Sie viele meiner Gemälde sehen, werden Sie bemerken, daß die Helden oft blond sind, wie Siegfried. Ich bin nicht blond, oder genauer ich war blond, bevor ich zur Schule kam, dann wurden meiner Haare dunkelbraun, fast schwarz, jetzt werden sie langsam grau. Daraus ergibt sich, daß das kein Selbstportrait sein kann, aber es ist ein Bild meines Selbst, wenn man daran denkt, daß man diese Bilder ähnlich interpretieren könnte wie Träume. Die andere Person, wieder ich selbst in dieser Lesart, ist eher ein Engel als ein Held, eine Person, die dem Hilflosen mit Energie, Zuversicht und Rat beisteht. Dieses Wesen lebt näher bei der göttlichen Quelle, ist unschuldig und nicht dazu verdammt, in dieser Welt der Extreme Erfahrungen zu machen.
Es gibt einige Bilder dieses Typs. Zu Nr. 271a gibt es eine nette Anekdote. Mitte der achtziger Jahre hatte ich eine Geschäftsverbindung zu einer Galerie. Deren Geschäftsführer begann recht erfolgreich, meine Gemälde zu verkaufen. Aber schnell lief etwas schief, er wurde des Betrugs angeklagt und gefeuert. Es stellte sich heraus, daß er drei meiner verkauften Bilder wieder zurückgenommen hatte, um den Kunden stattdessen Bilder eines anderen Künstlers zu verkaufen. Der Inhaber fragte mich, ob ich die drei kleineren Bilder gegen dieses umtauschen würde. Ich stimmte dem zu.
Jedesmal, wenn ich in diese Stadt kam, versuchte ich, an der Galerie vorbeizugehen. Oft sah ich mein Gemälde an der Rückwand hängen. Man konnte es gut von der Straße aus sehen. Einmal hing es im vorderen Raum, flankiert zur Rechten und zur Linken von vielen kleineren Arbeiten berühmter Kollegen, die man von der Straße aus kaum einschätzen konnte. Alle diese Bilder hatten riesige Schilder, so daß man ihre berühmten Namen ohne weiteres lesen konnte, während mein Bild nur ein kleines Schild hatte, was natürlich unleserlich war. Aber dieses Gemälde hob sich mit Leichtigkeit von allen anderen ab und hatte kein Problem mit den Arbeiten der berühmten Jungs. Aber es wurde nicht verkauft.
Nach fast zehn Jahren kann ich wieder einmal vorbei und dachte, ich sollte doch eintreten und Guten Tag sagen. Die Verkäuferin kam auf mich zu und begrüßte mich mit Namen. Stellen Sie sich meine Überraschung vor! Als ich sie fragte, woher sie mich kennt, sagte sie: “Natürlich kenne ich Sie aus dem Katalog!” Ich fragte nach meinem Gemälde und sie teilte mir mit, daß es vor kurzem verkauft worden sei. In diesem Moment kam der Inhaber herein. Ein junges Pärchen hatte seinen ersten Job als Designer in Frankfurt erhalten, kam zurück in die Stadt seiner Studien und erwarb dieses Gemälde. Er fügte hinzu: “Sie haben ihren ersten Porsche ein wenig vertagt!” Ich wollte noch wissen, ob er wenigstens einen guten Profit erzielen konnte, nachdem er das Bild solange in seinem Besitz gehabt hatte, und er versicherte mir, daß er vollkommen zufrieden war. Sehr gut. Vielleicht werde ich die Eigentümer eines Tages einmal kennenlernen.
Siehe auch neuen Scan › 617
Gestern waren wir in der Menge, heute, noch ein paar Nummern zurück in der Zeit, sind wir mit zwei Männern konfrontiert. Das Gemälde ist mittelgroß, 96×146cm, also sind die Gesichter mehr als lebensgroß. Die Farben meines alten Scanner sind ein bißchen zu warm, ich sollte das Bild neu einscannen, aber ich habe keine Zeit. Wie auch immer, Farben sind ein Problem, nicht nur auf dem Monitor, auch in Büchern, und wir werden immer besser. Ich wundere mich, wie schön man das heute schon machen kann, und wie billig es ist. Nehmen Sie irgendein Buch aus den fünfziger Jahren, dann sind die Farben einfach sehr merkwürdig, und in den Dreißigern war alles in schwarzweiß. Wir leben in herrlichen Zeiten.
Offensichtlich ist der Mann zur Rechten der Held, der andere ihm zugeordnet. Wenn Sie viele meiner Gemälde sehen, werden Sie bemerken, daß die Helden oft blond sind, wie Siegfried. Ich bin nicht blond, oder genauer ich war blond, bevor ich zur Schule kam, dann wurden meiner Haare dunkelbraun, fast schwarz, jetzt werden sie langsam grau. Daraus ergibt sich, daß das kein Selbstportrait sein kann, aber es ist ein Bild meines Selbst, wenn man daran denkt, daß man diese Bilder ähnlich interpretieren könnte wie Träume. Die andere Person, wieder ich selbst in dieser Lesart, ist eher ein Engel als ein Held, eine Person, die dem Hilflosen mit Energie, Zuversicht und Rat beisteht. Dieses Wesen lebt näher bei der göttlichen Quelle, ist unschuldig und nicht dazu verdammt, in dieser Welt der Extreme Erfahrungen zu machen.
Es gibt einige Bilder dieses Typs. Zu Nr. 271a gibt es eine nette Anekdote. Mitte der achtziger Jahre hatte ich eine Geschäftsverbindung zu einer Galerie. Deren Geschäftsführer begann recht erfolgreich, meine Gemälde zu verkaufen. Aber schnell lief etwas schief, er wurde des Betrugs angeklagt und gefeuert. Es stellte sich heraus, daß er drei meiner verkauften Bilder wieder zurückgenommen hatte, um den Kunden stattdessen Bilder eines anderen Künstlers zu verkaufen. Der Inhaber fragte mich, ob ich die drei kleineren Bilder gegen dieses umtauschen würde. Ich stimmte dem zu.
Jedesmal, wenn ich in diese Stadt kam, versuchte ich, an der Galerie vorbeizugehen. Oft sah ich mein Gemälde an der Rückwand hängen. Man konnte es gut von der Straße aus sehen. Einmal hing es im vorderen Raum, flankiert zur Rechten und zur Linken von vielen kleineren Arbeiten berühmter Kollegen, die man von der Straße aus kaum einschätzen konnte. Alle diese Bilder hatten riesige Schilder, so daß man ihre berühmten Namen ohne weiteres lesen konnte, während mein Bild nur ein kleines Schild hatte, was natürlich unleserlich war. Aber dieses Gemälde hob sich mit Leichtigkeit von allen anderen ab und hatte kein Problem mit den Arbeiten der berühmten Jungs. Aber es wurde nicht verkauft.
Nach fast zehn Jahren kann ich wieder einmal vorbei und dachte, ich sollte doch eintreten und Guten Tag sagen. Die Verkäuferin kam auf mich zu und begrüßte mich mit Namen. Stellen Sie sich meine Überraschung vor! Als ich sie fragte, woher sie mich kennt, sagte sie: “Natürlich kenne ich Sie aus dem Katalog!” Ich fragte nach meinem Gemälde und sie teilte mir mit, daß es vor kurzem verkauft worden sei. In diesem Moment kam der Inhaber herein. Ein junges Pärchen hatte seinen ersten Job als Designer in Frankfurt erhalten, kam zurück in die Stadt seiner Studien und erwarb dieses Gemälde. Er fügte hinzu: “Sie haben ihren ersten Porsche ein wenig vertagt!” Ich wollte noch wissen, ob er wenigstens einen guten Profit erzielen konnte, nachdem er das Bild solange in seinem Besitz gehabt hatte, und er versicherte mir, daß er vollkommen zufrieden war. Sehr gut. Vielleicht werde ich die Eigentümer eines Tages einmal kennenlernen.
Siehe auch neuen Scan › 617
Nächster Eintrag: › Ehrung für Max