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On the meaning of pictures

Speech Dortmund 4.3.1984, Gallery Grochowalski not translated yet







Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Galerie!



Häufig werde ich gefragt, was denn meine Bilder bedeuten. Im Gegensatz zu schönen Landschaften oder Stilleben, zu ungegenständlicher oder plakativer Malerei wirken meine Bilder offenbar so, als seien sie mit Bedeutung geladen: daher die Frage.



Picasso antwortete einmal auf dieselbe Frage etwas ungehalten: niemand frage nach der Bedeutung des Vogelgesangs, man solle sich doch einfach an den Bildern erfreuen.



Diese Antwort kann nicht so recht befriedigen. Er hat zwar insofern recht, als der Zugang zu Bildern nicht über Worte, sondern über das Sehen, das Auge erfolgt; und der Gesang des Vogels mag Zugang zum Wunder der Schöpfung gewähren, die Kunst aber hat direkten Bezug zur Zeit und zur Situation des Künstlers in seiner Zeit. Das war eigentlich der Sinn der Frage: Was sagen die Bilder zu unserer Situation?



Ein anderes Zitat Picassos erhellt die Problematik seiner Antwort noch mehr: er sagte, Kunst sei nicht dazu da, die Wohnzimmer zu schmücken, sondern eine Waffe im Kampf gegen den Feind. Auch dieser Ausspruch ist problematisch. Aber zunächst gibt er zu, daß Kunst erschreckende, aggressive Züge haben kann, daß Kunst den Betrachter zuerst befremden, vielleicht sogar abstoßen kann.



Das tut Vogelgesang sicher nicht. Und wenn dem so ist, wie will man denn genießen und sich erfreuen? Beruhigende, harmlose, nette Bilder provozieren keine Fragen, sie mag man als bloße Dekorationsobjekte fürs Wohnzimmer abtun. Wohin gehören dann aber die anderen Bilder?



Sicher auch ins Wohnzimmer, denn Bilder sind für Menschen gemacht, und Menschen brauchen Bilder, und zwar im täglichen Umgang, also in der Wohnung. Aber eben nicht nur zur Dekoration, sondern vor allem zur intensiven Zwiesprache, zum Austausch, zur Auseinandersetzung. All dies ohne Worte, aber mit nachhaltiger Wirkung und großem Genuß, auch wenn dies sich erst allmählich einstellen mag.



Picasso hatte formuliert: Waffe im Kampf gegen den Feind. Was oder wer ist der Feind? Ein bißchen Philosophieren wird diesem Satz sicher einigen Inhalt abgewinnen können, aber vielleicht ebenso in die Irre führen. Ich möchte anderes antworten: Kunst ist ein Mittel (unter vielen anderen), mit denen der Mensch sich über sich selbst klar werden kann. Ein Weg, eine Bresche in die Zukunft zu schlagen auf der Suche nach dem Sinn.



Dies gelingt mir offenbar, denn nicht nur ich selbst bin sehr zufrieden über und erfüllt von meinem Werk, sondern auch der Betrachter, der neu konfrontiert wird mit einzelnen Bildern, erfaßt sofort die bedeutsame Dimension und stellt seine berühmte Frage.



Auf die kann ich zwar antworten, d.h. mehr oder weniger Worte machen; der Sinn der Bilder wird dadurch jedoch nicht tangiert: der liegt jenseits der Worte.



 




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