Dieser Kopf hat mich sehr irritiert, vor allem wegen der merkwürdigen oder besser gesagt fehlenden Nase. Trotzdem kann man der Figur eine gewisse Intensität nicht absprechen. *
Zu diesem Zeitpunkt lasse ich mich ziemlich konsequent auf das Abenteuer der Kreativität ein - was das bedeutet, ist mir bis heute noch nicht wirklich klar. Das Wichtigste ist: Ich habe nichts vor und fange an.
Es ergibt sich etwas, erstaunlicherweise, und langsam fasse ich Vertrauen, dass sich jedes Mal etwas ergeben wird, was möglicherweise interessant und stark, aber jedenfalls nicht gerade unmöglich ist, schwach vielleicht, wenig überzeugend vielleicht, aber nicht grauenhaft, stümperhaft, unerträglich dilettantisch oder wie die Ausdrücke sonst noch heißen, mit denen man unakzeptable Ergebnisse verwerfen muss.
So ergeht es ja praktisch jedem Heranwachsenden: Kinder malen gern und ganz bedenkenlos, aber irgendwann verliert sich das und sie schämen sich für das, was sie produzieren. Erwachsene malen in der Regel überhaupt nicht mehr. Manchmal setzen sich Leute allerdings über alle Bedenken hinweg und produzieren akademische oder dilettantische Werke, die manchmal sogar an die Öffentlichkeit gelangen. Einige dieser Leute begreifen sich sogar als ernsthafte Künstler, und manche dieser Profis werden sogar vom Kunstbetrieb akzeptiert.
Dieses feine Gespür für Qualität, für das, was gut ist und Wert hat und Gewicht, muss natürlich entwickelt werden. Ich fürchte, niemand hat bisher untersucht, wie das zustande kommt. Mehr noch: Es fehlt vermutlich sogar am Konsens hinsichtlich dessen, was Qualität bedeutet. Das ist keineswegs ein modernes Phänomen; bezüglich der Diskussion der Modernen Kunst ist dieses Problem vielleicht etwas deutlicher geworden.
Heute ist der Artikel des Tages in der Wikipedia » Constantin Brancusi gewidmet. Dort findet sich ein » Foto der niederländischen Kunstzeitschrift » De Stijl aus dem Jahre 1927 mit der Abbildung seiner berühmten Skulptur » Mademoiselle Pogany aus dem Jahr 1912. Die Wikipedia berichtet von einem Vorfall beim Zoll 1926 in der York wegen der Skulptur » Vogel im Raum, während die Zeitschrift diesen Vorfall mit der Portraitskultur in Zusammenhang bringt.
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Ich habe mich jedenfalls nicht als irre empfunden, sondern war auf der Suche nach Erkenntnissen und Einsichten, die ich anders nicht hätte gewinnen können. Der ultimative Test war meine Zufriedenheit, die Krönung meine Bereitschaft, das Bild aufzuhängen.
Dieses Bild habe ich nie aufgehängt. Ich hatte irgendwie auch ein bisschen Angst und Abscheu davor, und erst bei der Beschäftigung anlässlich der Anmerkungen zum › Werkkatalog habe ich mich mehr auf das Bild eingelassen und war ganz erstaunt, wie stark und beeindruckend es doch ist. Das lässt sich überprüfen.
Aus diesem Bild schaut einen eine geknebelte Kreatur an, stumm, hoffnungslos, traurig, ganz nah, als komme sie auf einen zu. Der Blick ist intensiv und hilfeheischend, aber resigniert, so als könnte es gar keine Kommunikation geben. Die Spiralen rechts und links vom Hals und die Bewegung im Himmel sind voller Energie, aber die Figur scheint fixiert zu sein. Was sagt mir das Bild? Ich weiß es nicht.
Und noch ein Versuch mit Gold:
97 ist nicht schlecht, die Wirkung ist ganz erstaunlich, das Bild macht einen fast depressiv.
Oder doch besser mit einem hellen Passepartout?