Wie denn auch? Ich arbeitete mich an Picasso ab und hatte dabei gute Chancen, als » Epigone zu enden. Eine Existenz konnte man darauf nicht gründen; die Sache machte mir Spaß und war ein Hobby wie viele andere auch. In Bezug auf die Kunst hatte ich keinen Ehrgeiz - Kunst als Beruf zu wählen, wäre mir nicht in den Sinn gekommen.
Hätte mich dieses Blatt aufrütteln sollen? Keineswegs. Es ist ja einfach so aus dem Handgelenk dahingeschmiert, recht eigentlich verunglückt, mit einer breiten Umrisslinie des Kopfes, so dass man bald glaubt, die Dame habe Mumps, wozu die blaue Packung passt, die vor ihrer Wange schwebt, und die grünen Schlieren wissen nicht genau, ob sie Haare sein sollen.
Die Haare wiederum sehen fast so aus wie ein Kopfverband. Sie bedecken noch nicht einmal das Ohr, so dass man sich fragen muss, wo das denn geblieben ist. Zwar ist die Frau nackt, aber recht eigentlich erotisch ist das Bild auch nicht. Der Kopf ist etwas zu massig für den Körper, insbesondere der Arm und der Unterarm sind geradezu verkümmert.
Und dennoch hat dieses Blatt etwas an sich. Die Figur sitzt unglaublich präsent im Rahmen. Welch ein Blick, welch eine Intensität des Ausdrucks! Der ist anscheinend vor allem den Augen geschuldet, und diese sind mit denkbar einfachsten Mitteln gesetzt. Wie kann das sein? Warum hat mich dieses Bild mehr beeindruckt als die vorhergehende › Nummer 81? Ob ich mal wieder ein Experiment wage?
Mit meinem Anspruch, etwas Substantielles über jedes Bild sagen zu können, setze ich mich ganz schön unter Druck. Ich fürchte mich schon vor den vielen Bildern, über die ich vermutlich gar nichts sagen kann. Mal sehen, was als nächstes kommt.