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Beides sind ebenfalls typische Fehler ungeübter Personen, die auf simple wahrnehmungspsychologische Mechanismen zurückgeführt werden können. Was wichtig ist, wird überbetont und vergrößert, was unwichtig ist, wird vernachlässigt und verkleinert.
Es ist deshalb generell nicht einfach, die richtigen Proportionen ohne Hilfsmittel wahrzunehmen. Wann eine solche Verzerrung unbeholfen, ungeschickt, unangenehm aussieht und wann sie stark, ausdrucksvoll, richtig und notwendig wird, hat vermutlich noch niemand untersucht.
Die berühmten Verzerrungen Picassos können als Versuche in dieser Richtung gewertet werden, wobei das Ergebnis bei ihm natürlich immer die letztere Wirkung hat, während Anfänger mit ziemlicher Sicherheit stets am anderen Extrem liegen. Ist das nicht eigenartig?
Spätestens bei diesem Bild kann man sehen, dass der Maler am anderen Ende des Spektrums angekommen ist. Es dürfte ihm jetzt schwer fallen oder gar unmöglich sein, etwas zu produzieren, was peinlich wirkt. *

Gleichwohl hat das Bild einige Schwächen. Ganz besonders fällt mir die nicht vorhandene Kinnpartie auf. Ich konnte es nicht lassen und musste herausfinden, ob man das Bild verbessern kann. Das muss natürlich unbefriedigend bleiben, da man die Textur und den Gestus digital nicht gut imitieren kann (ich jedenfalls nicht), aber man sieht, wohin die Richtung geht.
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Das neue Kinn ist wohl eine Verbesserung, während man über die anderen Änderungen vielleicht streiten kann. Der Augenausdruck ist weniger irre, mehr innerlich, und das kann man als Vorteil oder Nachteil empfinden. Der Rest ist ein bisschen Kosmetik, der durchaus als störend empfunden werden kann. Meine Augen wandern hin und her, und ich begreife, dass das offene Kinn auch seine Meriten hat. Der Typ ist da unten nicht greifbar. Jedenfalls habe ich damals wohl keinen Anstoß genommen.
Ein Bild ist ja während der Arbeit ständig im Fluss und verändert sich nicht gleichmäßig, sondern nur dort, wo gerade der Pinsel tätig ist. Das Auge fixiert diese Stelle, beobachtet gleichzeitig aber auch die Gesamtwirkung. Die Problematik wird besonders deutlich, wenn ein zufriedenstellender Zustand nachträglich noch einmal überarbeitet wird, wie etwa bei
