Die Perücke hatte ich im Zusammenhang mit Werk › Nummer 4a schon erwähnt; sie diente dazu, die Haare meiner Geliebten vor der Sprühfarbe zu schützen. Das Gebiss ist ein Abguss meines eigenen Gebisses; kurz vor dem Abitur hatte ich einen Unfall und schlug mir mehrere Zähne aus. Dies sind die Überbleibsel der Vorbereitungen für die Produktion der notwendig gewordenen Kronen. Dieses Produkt des Zahnarztes durfte ich als Erinnerung mitnehmen. Ich stellte es als Kleinskulptur ins Regal.
Zur Verwendung in diesem Werk wurden die Zähne rot angestrichen und die beiden Hälften anatomisch korrekt fixiert. Der Zigarillo bezeugt, dass ich trotz heftigen pubertären Protestes gegen die Raucherei meiner Eltern im Zuge des Erwachsenwerdens die imagefördernde Wirkung des Tabaks ausprobieren musste.
Der besondere Clou an dieser Arbeit ist die Asche. Für die Konservierung durfte ich mir etwas einfallen lassen. Wie man erkennt, ist es gut gelungen. Die Augen bestehen aus handgeformten Gipsklumpen, die auf einem Stöckchen montiert und rot angemalt sind. Die Blume stiftete meine Freundin; ich hatte sie ihr auf einem Kirmes geschossen.
Man sieht diesem Werk nicht unbedingt die Protesthaltung zu » Daniel Spoerri an; es gab noch ein zweites Werk, das Essensreste konservierte, und zwar durchaus problematische Materialien, etwa Feldsalat (» Eat Art). In diesem Fall war ich mir nicht sicher, wie haltbar meine Kunst sein würde. Sie hat aber wesentlich länger gehalten, als ich befürchtet hatte. Ich kann mich nicht erinnern, sie entsorgt zu haben. Vermutlich ist sie auf der großen Auktion vor dem Amerikaaufenthalt verkauft worden. In dieser Zeit lieferte ein Freund dieses Werk unter seinem eigenen Namen bei der Großen Berliner Kunstausstellung ein. Es wurde nicht nur ausgestellt, sondern auch neben anderen Werken für das Titelbild des Kataloges ausgewählt. Man denke! *
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Die willkürliche Kombination von realen Gegenständen, die eine neue Art von Poesie hervorrufen sollte, hatte mich auch nie wirklich überzeugt. In diesem Fall wird ja ganz bewusst eine Art dreidimensionales Portrait erzeugt - die „Augen“ und der „Mund“ sitzen anatomisch einigermaßen korrekt. Die langen Haare und die Blume wirken eindeutig weiblich, während der Zigarillo ein männliches Element hineinbringt.
Die Augen sitzen eindeutig zu hoch, während man über die Position des Mundes nichts genaues sagen kann. Dadurch entsteht zwischen den Augen und dem Mund ein Loch, wodurch sich eine Sogwirkung ergibt. Zwei der Zähne im Unterkiefer haben etwas längere Hälse, was eine Art Vampirwirkung erzeugt.
Insgesamt scheint diese weibliche Person einen verführerischen, unheilvollen Charakter zu haben. Die langen schwarzen Haare entsprechen dem Klischee der Zigeunerin, die damals in so manchem Schlafzimmer gehangen haben mag.
Mehr kann man aus einer solchen Sache aber nicht herausholen. Und das war eindeutig zu wenig. Obwohl ich so etwas nicht für tragfähig hielt, meinte ich aber doch, es nicht einfach nur als Spaß betrachten zu können. Man muss sich ja schon fragen, warum ich überhaupt so etwas gemacht habe. Niemand sonst in meinen Umfeld wäre auf eine solche Idee gekommen. * Der vorstehende Kommentar ist die Anmerkung aus dem Werkkatalog » Stürenburg 2007