180 cm - 71 inch
Werkgröße 11×7cm
Referenzfigur 180cm
Werkdaten Nr. 56j
Tusche / Papier
07.12.1973, » 11×7 cm (4×3")

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Kommentar
© Copyright Werner Popken. Alle Kunstwerke / all artwork © CC BY-SA


» La cuisine, 170x252cm · © Copyright Werner Popken. 
Alle Kunstwerke / all artwork © CC BY-SA
 
Dies ist ein weiteres Blatt aus der Serie, zweifellos beeinflusst durch mein Studium Picassos, der Anfang der Fünfzigerjahre eine Zeit lang die Manie verfolgte, Strecken mit dicken Punkten abzuschließen und daraus Gemälde zu verfertigen.

Vermutlich hatte ich gerade » Leben mit Picasso von » Françoise Gilot gelesen, wo sie von dieser Obsession berichtet und insbesondere die beiden Riesenformate feiert, die als Portrait ihrer Küche gelesen werden wollen. Mittlerweile hatte ich schon begriffen, dass Großformat auch gleichbedeutend mit Hauptwerk ist, und bemühte mich verzweifelt, die überragende Bedeutung dieser Entwicklungen zu verstehen.

Ich hielt mich ja nicht für genial, noch nicht einmal für begabt, und wenn sich alle einig waren, dass Picasso ein Genie ist, und Genies per definitionem Geniales schaffen (ununterbrochen, ohne Unterlass, ohne Ausnahme, ohne Zweifel, ohne Diskussion versteht sich), dann lag es an mir, zu begreifen, worin die außerordentliche Leistung und kulturelle Errungenschaft zu finden war.

Diese Zeichnung jedenfalls bedeckt die Fläche ziemlich gleichmäßig mit geknoteten Strecken und stellt gleichzeitig eine sitzende Frau dar. Ganz witzig soweit. Das Bild bleibt zugleich in der Fläche und erzeugt trotzdem Raum - was natürlich kein Kunststück ist, da die räumliche Darstellung in der Fläche auf Täuschung beruht und andere, viel kompetentere Leute die Mechanismen systematisch untersucht und die verblüffendsten » Vexierbilder erfunden haben. An einer Stelle ist mir möglicherweise die Tusche ausgelaufen; vielleicht ist dieses Malheur auch erst später passiert. Es stört jedenfalls nicht weiter, auch nicht mehr als die Datierung. Sollte es möglich sein, durch solche Tricks zu Kunst zu kommen? Wer wollte sich durch derartige Späße täuschen lassen?

Wenn ich mich recht erinnere, hatte auch die Gilot ihre Schwierigkeiten damit, solche Sachen bedeutend zu finden. Das bedeutet natürlich nicht, dass derartige Werke im Kunstbetrieb gering geachtet werden, im Gegenteil. Wenn der Künstler erst einmal zur Geldanlage geworden ist, werden alle weiteren Werke ebenfalls Geldanlage und müssen es werden, damit der Marktwert insgesamt zumindest stabilisiert wird, womöglich steigt. Die Kunsthistoriker, zumindest diejenigen, die in leitender Funktion im Museumsbetrieb tätig sind, tragen ihren Teil dazu bei. So ist das hier abgebildete Hauptwerk vom » Museum of Modern Art angekauft worden und belehrt dort das Publikum hinsichtlich der Frage, was in der heutigen Kunst als bedeutend zu gelten hat. Wer kümmert sich schon um einen kleinen Kläffer wie mich, der über solche Sachen nicht einmal lachen mag?

 





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