180 cm - 71 inch
Werkgröße 70×40cm
Referenzfigur 180cm
Werkdaten Nr. 5
Assemblage
01.11.1968, 70×40×18 cm (28×16×7")
verschollen

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Kommentar
© Copyright Werner Popken. Alle Kunstwerke / all artwork © CC BY-SA


Die gerade eröffnete » Neue Nationalgalerie in Berlin zeigte eine Ausstellung amerikanischer » Pop Art; zum Beispiel die Brillo-Kartons von » Andy Warhol. Irgendeiner seiner Kollegen hatte einen echten Turnschuh an die Wand genagelt - das war's.

Das fand ich unmöglich und diskutierte darüber mit einem guten Freund, Student der Mathematik wie ich, der schon damals einen Hang zur Philosophie hatte und später dann auch eine Professur in diesem Fach bekam. Er fand das gut, ich nicht.

Mein Schuh ist nicht irgendein Schuh, keine industrielle Massenware, kein anonymes Markenprodukt, sondern das Erbstück eines Onkels aus dem » Sudetenland, von mir mit stolz getragen, bis ein Druckknopf abriss (in dieser Abbildung schlecht zu erkennen). Solche Schuhe mit eingearbeiteten Gamaschen gab es bei uns nicht.

Die schon erwähnte Schraube aus dem Klavier und damals ganz neu entwickelter Abreibebuchstaben zusammen mit einem Brett, das sich irgendwo in der studentischen Wohngemeinschaft fand, konstituieren den materiellen Teil des Werks. Der Schuh und die Schraube wurden wieder angesprüht, und zwar diesmal mit einer Metallicfarbe, ebenfalls eine damals neue Entwicklung. Das Brett blieb unbehandelt. Die linke untere Ecke war schon herausgebrochen, als ich das Brett fand.

Der Ausdruck 'Ährlich' wird heute kaum verstanden; das war eine wiederkehrende Floskel des westfälischen Kabarettisten » Jürgen von Manger, der als unbedarfter Kleinbürger Tegtmeier aus dem Kohlenpott Spontanreden vortrug (inzwischen bei » YouTube zu sehen). „Also ääährlich!“ ist seine immerwiederkehrende Redewendung, mit der er seine kritischen Aussagen unterstreicht; damals war diese Wendung sehr populär. Der schon in Werk  Nummer 4 anklingende Spott ist aber auch ohne Kenntnis dieser Anspielung nun nicht zu übersehen.

Hier taucht erstmals die Signatur 'Joey Arts Ltd.' auf, die ihrerseits natürlich eine Anspielung auf » Warhols » Factory und meinen gerade neu erworbenen studentischen Spitznamen Joe ist, von einer Mitbewohnerin als Joey verniedlicht, der seinerseits auf » Henry Miller zurückgeht und sich später zu meiner Signatur wandeln sollte. Aber das ist eine andere Geschichte. * (Ich selbst habe nie etwas von Miller gelesen und entdecke jetzt gerade in der Wikipedia, dass einer der beiden Protagonisten von » Stille Tage in Clichy Joey heißt. Na sowas!)

Die Aufnahme ist sehr schlecht. Ich nehme an, dass das Dia schon einen starken Gelbstich hat, weil es bei Kunstlicht aufgenommen wurde. Dieses Dia ist dann wohl irgendwann mal auf Papier ausbelichtet worden, und dieses Papier wird habe ich dann 1998 eingescannt. Der Scanner war wohl nicht besonders gut und meine Kenntnisse in der digitalen Bildbearbeitung sehr gering. Das Ergebnis lässt sehr zu wünschen übrig, reicht aber als Dokumentation. Das Werk ist verschollen. Ich weiß nicht mehr, ob es damals ebenfalls versteigert wurde, ich habe nicht Buch geführt und bin auf mein Gedächtnis angewiesen, das mich hier im Stich lässt.
*   Der vorstehende Kommentar ist die Anmerkung aus dem Werkkatalog » Stürenburg 2007

 





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