Diese Zeichnung ist mit acht Strichen gemacht, manche sehr lang und verschlungen, einige wenige sehr kurz. Wie viele habe ich bei den Zeichnungen vorher gebraucht?
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Doch mehr, als ich dachte - freilich sind viele Striche extrem kurz, zum Beispiel die, die das Buch andeuten. Solche anekdotischen Einzelheiten fehlen hier. Dafür haben wir wieder einmal eine extreme Nahsicht, diesmal aber als Profil und Frontalansicht kombiniert. Ist das nun ein Mann oder eine Frau? Für mein Gefühl ist es eindeutig eine Frau; die eher männlich wirkende Profilansicht ist auch nur im oberen Bereich suggestiv, unten nicht mehr, oder genauer gesagt: Unten gibt es gar keine Profilansicht mehr.
Mit der Zuordnung bin ich aber vorsichtig, weil ich schon mehrfach erlebt habe, dass andere Menschen dies anders erleben. Wir kennen das ja auch aus dem wirklichen Leben, wo wir manchmal unsicher sind, ob wir einen Mann oder eine Frau vor uns haben, sei es als Foto oder als Person. Beim genaueren Hinsehen mag sich dann entscheiden, um welches Geschlecht es sich handelt, wobei die Entscheidung mal zur einen und mal zur anderen Seite fällt.
Das ist wieder ein spezifisches Problem für die rechte Gehirnhälfte: Die Bestimmung des Geschlechts. Die linke könnte es nicht ausrechnen oder ausmessen. Oder doch? Die automatischen Personenerkennungsprogramme, die zweifellos immer besser werden, können vielleicht nicht nur ein Bild einer Person zuordnen, sondern daraus auch das Geschlecht ableiten - wer weiß? Der Zeichner und Maler soll das aber können, ohne dass er darüber reflektieren müsste. Er muss es machen, sein Auge muss es sehen, seine Hand realisieren. Er muss es nicht erklären können.
Insbesondere der Mund ist sehr ausdrucksvoll und eine ganz eigene Erfindung. Auch die Augen sind nicht schlecht; das eine scheint nach innen zu blicken, das andere etwas erstaunt nach außen. Der Kugelschreiber hat immer wieder gekleckst, aber das stört nicht weiter. Der Kreis links unten mit dem Zentrum hat mich als überflüssiges Ornament irritiert, weil ich darin die Andeutung von Kleidung gesehen habe, für die eine solche regelmäßige Form nicht wirklich angemessen wäre, bis ich ihn als Brust erkannt habe - so gelesen bringt die Figur einen gewissen Witz hinein und lässt mich schmunzeln. * Der vorstehende Kommentar ist die Anmerkung aus dem Werkkatalog » Stürenburg 2007
Da das Picasso Project seit spätestens 24.01.2011 gesperrt ist, führt ein direkter Link nicht mehr zum Ziel; daher bin ich gezwungen, die erwähnten Werke hier zu reproduzieren und berufe mich dabei auf » Fair Use bzw. das » Zitatrecht.