In der linken Hälfte ist der Körper recht flach, rechts deutet sich hingegen Volumen an. Die Frau ist nackt, aber nicht wirklich, die Darstellung ist gleichsam jugendfrei. Besonders bemerkenswert ist natürlich die fast monochrome Farbgebung. *
Ein wenig erinnert diese Darstellung an die überall, vor allem im kirchlichen und kommunalen Umfeld herumstehenden peinlichen Versuche mittelmäßiger deutscher Bildhauerei des letzten Jahrhunderts, modern zu sein, indem man aus Köpfen Eier macht, charakteristische Formen glättet und einebnet und auf diese Weise zu einem nichtssagenden Wischiwaschi kommt, dessen wichtigste Aussage die behauptete Modernität ist.
Innerhalb dieses Bildes sind verschiedenes Stilbrüche zu vermerken; während das Gesicht als einzige Form eine Binnenzeichnung trägt, der Körper als solcher weitgehend realistisch durch den Umriss gekennzeichnet ist, wird aus dem linken Arm der Frau einen Drahtkonstruktion. Die Füße wirken wie Hüttenschuhe, der rechte Arm und die rechte Hand wie ein Papierschnipsel, dessen Ende sich durch Anfeuchten aufrollt.
Die Frau scheint in einer Strandlandschaft auf einem weißen Handtuch zu liegen. Ihre Position ist im Prinzip denkbar aufreizend. Da die Brüste jedoch nur durch die Kontur bestimmt sind (eine Binnenzeichnung wie im Gesicht käme ja nicht unerwartet) und der Schambereich völlig ausgespart ist, bleibt das Potenzial zur erotischen Erregung gedämpft.
Man erkennt im Schambereich eine Korrektur; ursprünglich waren hier die Schamhaare sichtbar, und man kann sich sogar vorstellen, dass das Bild in dieser Fassung besser war. Man hat auch das Gefühl, dass das Bild von links nach rechts gemalt wurde und der Stil sich dabei geändert hat. Besonders in der verkleinerten Darstellung fällt der Unterschied zwischen linker und rechter Bildhälfte auf; in der größeren Version stört dies nicht so sehr.
Die Form dieser Brüste ist merkwürdig; es ist gut möglich, das es solche gibt, aber ich hatte sie definitiv noch nicht gesehen und sowieso niemals Studien angefertigt und auch überhaupt sehr wenig Erfahrungen mit den äußerst vielfältigen Erscheinungsweisen dieser weiblichen sekundären Geschlechtsmerkmale. Es spricht hieraus vielleicht einfach nur eine Konvention wie andere Formen auch, die unwillkürlich an Gegenständliches erinnern, das sie bezeichnen sollen.
Widerwillig und verärgert bemerke ich, dass ich nach wie vor die allergrößten Schwierigkeiten damit habe, ein Bild als solches einfach gelten zu lassen. Warum kann man ein Gemälde nicht einfach schön finden? Vor einigen Jahren habe ich dummerweise jemanden mit einer unbedachten Bemerkung sehr beleidigt, als dieser sein Wohlgefallen an einem Werk ausdrückte, das ich selbst gering erachtete. Damit habe ich dessen Empfinden verletzt, das schließlich genausoviel Berechtigung hat wie mein eigenes.
In gewisser Weise achte ich mich selbst damit nicht, denn ich habe das Bild ja so gut gemacht, wie ich es vermochte. So bin ich mein größter Kritiker und damit vielleicht ungerecht. Picasso hat sich darüber beschwert, dass die Leute seine Bilder immer „verstehen“ wollten - sie würden ja doch auch den Gesang eines Vogels nicht verstehen wollen, sondern nur genießen. Vielleicht kannte er das Problem, seine eigenen Bilder gelten lassen zu müssen.
Kommentar Simulation Wohnumgebung Museumsszenario Kommentar No. 40 Top No. 38b
Nachtrag Wohnungsszenario, 30.07.2011
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Bei dieser Gelegenheit finde ich, dass ich 39 schon einmal aufgehängt habe (siehe › Nummer 100):