180 cm - 71 inch
Werkgröße 40×36cm
Referenzfigur 180cm
Werkdaten Nr. 30
Öl / Weichfaser
16.10.1973, » 40×36 cm (16×14")

» Kommentar

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Kommentar 30.12.2010
© Copyright Werner Popken. Alle Kunstwerke / all artwork © CC BY-SA


Dieses Bild muss wieder als Selbstportrait gelten, obwohl von einer Ähnlichkeit nicht wirklich die Rede sein kann. Ich habe es damals jedenfalls im Gegensatz zu  Nummer 17 gleich als solches aufgefasst, obwohl ich dies nicht beabsichtigt hatte.

Auch bei diesem Bild wollte ich nichts, sondern habe kommen lassen. Es war im Grunde eine Mutprobe. Wird es gehen? Kann man sich einfach so ins Nicht stürzen? Wie kann man sicher sein, dass etwas Sinnvolles entsteht, wenn man keine Absichten hat?

Auch bei diesem Bild habe ich die Fleischfarbe benutzt, wie bei  Nummer 29, und das tut dem Bild nicht besonders gut. Vielleicht habe ich sie auch einfach nur ungeschickt eingesetzt. Da sie vorher noch nicht auftauchte, muss ich sie damals erworben haben. Es gab in Bielefeld einen Künstlerbedarf „Max Oge“, den ich ein paarmal aufgesucht habe. Meine erste Holzplatte für den ersten Holzschnitt habe ich dort gekauft und auch die erste Kupferplatte für die erste Radierung. Das war natürlich alles vom Feinsten und sehr teuer, für mich also eigentlich unerschwinglich.

Auffällig sind die beiden unterschiedlichen Augen; das rechte scheint nach innen zu schauen, das linke nach außen. Zweifellos habe ich mir wieder Mut bei Picasso geholt, die stilisierten Lachfalten, die Knopfaugen, die Augenbrauen und insbesondere die eigenartige Nase zeugen davon.


Sein rechtes Auge habe ich fast verdorben; ich musste mit Weiß nachbessern. Heute bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob diese etwas verunglückten Nachbesserung nicht gerade zur besonderen Wirkung beiträgt.

Die Haare sind etwas merkwürdig gestaltet, so dass man fast den Eindruck hat, er trüge einen Helm. Infolgedessen bekommt er auch ein wenig den Anschein eines Kriegers, aber eines sehr traurigen. Das Motiv des Kriegers taucht später noch mehrfach auf, beispielsweise in  Nummer 209.

Diesem Typen geht es nicht besonders gut. Vielleicht hat er Angst. Und da ich dieses Bild als Selbstportrait auffasste, wurde mir deutlich, dass es mir etwas über meinen Zustand sagt, über meine wirkliche Befindlichkeit. Um die scheint es nicht gut bestellt zu sein. Man möchte ja nicht in der Haut dieses Typen stecken.

So sah ich mich an sich nicht, aber wenn dies der Wahrheit entsprach, täuschte ich mich und es sah schlimmer aus, als ich glaubte. Natürlich wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte, welche Schlüsse daraus zu ziehen wären, was ich zu tun hätte, um die Dinge zum Besseren zu wenden.

Um diese Zeit habe ich wohl schon das erste Jahr meines Promotionsstipendiums hinter mir und eine Verlängerung für ein zweites Jahr bekommen. Nachdem ich die Diplomarbeit gewissermaßen im Galopp hingelegt hatte, war die Promotion eine elenden Durststrecke, die mir anscheinend sehr zusetzte. Ich bekam einfach kein Gefühl für das Thema und erzielte infolgedessen auch keine Resultate. Langsam wurde es aber Zeit, ein weiteres Mal würde das Stipendium nicht verlängert werden können.

 





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