180 cm - 71 inch
Werkgröße 61×51cm
Referenzfigur 180cm
Werkdaten Nr. 3
Lack / Pappe
01.01.1963, » 61×51 cm (24×20")

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Kommentar
© Copyright Werner Popken. Alle Kunstwerke / all artwork © CC BY-SA


 Macke: Vier Mädchen. 1912/13, 105x81cm · © Copyright Werner Popken. 
Alle Kunstwerke / all artwork © CC BY-SA
Dieses Bild finde ich geradezu scheußlich, obwohl es bei näherer Betrachtung durchaus gewinnt. Es versucht auf eine naive Weise, eine Aufgabe aus dem Kunstunterricht des Gymnasiums umzusetzen und hat mir damals schon nicht gefallen.

Der Kunstunterricht war für mich immer mehr oder weniger unangenehm. Schon in der Grundschule wurde mir die Lust am Malen schnell und gründlich ausgetrieben. Das Interieur ist im wesentlichen erfunden; Einzelheiten entsprechend entfernt Einrichtungsgegenständen im Haus meiner Eltern, zum Beispiel die für die Fünfzigerjahre typische Wandbeleuchtung, aber auch diese ist offensichtlich nicht nach der Natur gemalt.

Auf der Rückseite befindet sich die Vorzeichnung zu einem Gemälde von » August Macke (» 4 Mädchen im Park), wiederum nach einer Vorlage im Liliput; die farbige Ausmalung ist begonnen. Ich weiß nicht, warum ich es nicht vollständig ausgeführt habe; vermutlich haben mir die Reproduktionen inzwischen gereicht und andere Sachen waren wichtiger.

Neben van Gogh, von dem ich noch » eine der Fassungen der berühmten » Brücke von Arles kopiert habe, gibt es zumindest Kopien nach » Claude Monet (» Regatta bei Argenteuil, ziemlich klein, Öl auf Weichfaser) und » Franz Marc (» Rote Rehe II, ziemlich groß, mit Deckfarben auf Hartfaser, und » gelbe Pferde) sowie eine fantastische Neuschöpfung des Turms der blauen Pferde von Marc, zu dem ich gar keine Vorlage hatte - ich kannte nur den Titel und hatte suggeriert bekommen, dass dieses Gemälde exorbitant gut und bedeutend sei, also erfand ich mir sowas.

Ich weiß heute nicht mehr, warum ich ausgerechnet dieses Bild in den Werkkatalog aufgenommen habe; vermutlich um genau diese unangenehm-prägende Situation zu dokumentieren. Rechts unten sieht man erstmals eine Signatur: 'W. Missbach' für Werner Missbach, meinen Geburtsnamen. Anscheinend ist dieses Bild mit Druckfarben gemalt, könnte aus diesem Grunde also auch früher datiert werden.

 Regatta bei Argenteuil, Kopie · © Copyright Werner Popken. 
Alle Kunstwerke / all artwork © CC BY-SA
Möglicherweise litt ich aber nur Mangel an den teuren Ölfarben, denn es gibt ein auch noch ein leicht peinliches abstraktes Gemälde, das sich an eine Schulaufgabe anlehnt sowie eine interessante südliche Szene mit Segelboot im starken Wind vor der Hafenstadt, nach einer Ansichtskarte, beide ebenfalls in Druckfarben. Die Abstraktion trägt ausnahmsweise einen Titel: 'A nice impression'. Man möchte sich schämen, aber im Grunde war ich noch ein Kind. Dieses Bild steht stellvertretend für eine Reihe von anderen Versuchen, zu eigenständigen Bildwelten zu gelangen.

Etwa gleichzeitig entstand ein weiteres Stillleben im Sinne der Neuen Sachlichkeit, das wiederum ganz dick mit Künstlerfarben gemalt ist und ebenfalls auf eine Aufgabe im Kunstunterricht zurückgeht. Dieses Bild ist recht groß, größer als alle damaligen Bilder in meinem Elternhaus, und hat entsprechend viel Farbe verschlungen. Es hat meinen Eltern immerhin so gut gefallen, dass sie dafür einen repräsentativen breiten Rahmen in dunklem Naturholz haben anfertigen lassen. Dieses Gemälde befindet sich seit dem Tod meiner Eltern wieder in meinem Besitz und ist wie die anderen, hier nicht erwähnten, nicht in das Werkverzeichnis aufgenommen worden. *

Das Kopieren der berühmten modernen Kunstwerke war sicher nicht schlecht. Allerdings war weder mir noch meinen Eltern klar, warum diese Werke gut sein sollten. Natürlich wurde darüber nicht gesprochen und ich dachte auch nicht darüber nach. Auch in der Schule wurde Kunst als solche eigentlich nicht thematisiert.

Insgesamt war ich mit meinen Sachen aber deutlich unzufrieden. Das konnte es nicht sein. Aber was? Ich war ratlos und gab die Kunst auf. Als ich nach dem Abitur mit 18 das Elternhaus verließ, nahm ich meine Farben mit. Nun konnte mir keiner mehr reinreden.
*   Der vorstehende Kommentar ist die Anmerkung aus dem Werkkatalog » Stürenburg 2007

 





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