Dieses Bild ist zweifellos als Portrait gemeint, und es hat auch eine gewisse Ähnlichkeit, obwohl die Portraitierte mir gar nicht zur Verfügung stand - ich habe dieses Bild vielmehr völlig ohne Anschauung frei aus der Vorstellung heraus gemalt - Erika war zwar anwesend, arbeitete aber im Nebenzimmer.
Ich hatte diesmal mit einer Bleistiftzeichnung angefangen; diese Vorzeichnung ist auch noch sichtbar. Dann hatte ich frisch die Bluse, die Hose und den Hintergrund heruntergepinselt. Schließlich musste ich mich dem Gesicht widmen.
Angesichts der unzähligen Möglichkeiten, das Bild zu verderben, beschlich mich die Furcht. Aber schließlich fasste ich mir ein Herz und griff zu einem Trick: Ich benutzte einen ziemlich trockenen Pinsel - so konnte ich erstmal vorsichtig antesten, z.B. ob die Augen richtig sitzen, und dann verstärken. Das war innerhalb des Bildes zwar ein Stilbruch, aber mehr traute ich mich nicht. Ich hatte noch viel zu lernen.
Der Hintergrund ist leider sehr unbefriedigend, und auch die Bluse lässt zu wünschen übrig. Naja, die Arme und die Hose sind auch nicht so toll, aber die Haare sind schon etwas besser und das Gesicht ist eigentlich ganz gut gelungen. Die Augen wirken leider etwas aufgerissen. Unabhängig davon wirkt die junge Frau etwas bekümmert, zumindest nachdenklich. Die Haltung mit den übergeschlagenen Beinen und der dazwischengeschobenen linken Hand ist ziemlich gewagt und wirkt nicht ganz überzeugend.
Ansonsten spürt man ein bisschen Herzblut, eben mein Gefühl für diese Frau, aber nicht viel. Deshalb kann es als Kunstwerk eben auch nicht überzeugen. Selbst wenn die aufgezählten Schwächen nicht vorhanden wären, hätte bestenfalls ein mehr oder weniger verblüffendes Virtuosenstück daraus werden können. Von Kunst ist so etwas meilenweit entfernt. Und das spürte ich ganz deutlich.