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Vor Gott sind wir alle gleich, nicht zu vergessen vor dem Arzt, vor dem wir uns entblößen müssen. Wenn die Kleidung fehlt, geht ein gehöriger Teil der gesellschaftlichen Rolle verloren. Nackt werden wir geboren, und auch im Tode werden wir entkleidet und nehmen nichts mit. Insofern bedeutet Nacktheit in der Malerei auch immer der Verzicht auf die schützende Persona, die Reduktion auf den wahren Kern.
Bei diesem Bild hatte ich das Gefühl, daß der nackte Held vor einem Abgrund steht und springen muß. Das Unbekannte bereitet ihm natürlich Unbehagen. Der Begleiter könnte ihm den letzten Stoß geben, den er benötigt, um den Sprung zu wagen. Insofern ist dieser kein Verbrecher, der ihm an den Kragen will, sondern ein Helfer, der um die Notwendigkeit dieses Schrittes weiß. Der alte Adam muß sozusagen sterben, damit der neue erstehen kann.
Das ergibt sich natürlich nicht unmittelbar aus meinem Bild, sondern ist eine Zutat meiner Phantasie. Unabhängig von dieser anekdotischen Ausgestaltung bewundere ich die malerische Behandlung. * * Der vorstehende Kommentar ist die Anmerkung aus dem Werkkatalog » Stürenburg 2007