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Bei dieser Reproduktion kann man gut erkennen, dass der Lack ein wenig glänzt; außerdem sieht man am oberen Rand, dass die Grundierung teilweise abgeplatzt ist. Diese Stellen sind entweder restauriert oder aber das Bild ist erst nach der Beschädigung gemalt worden, was ich mir aber nicht vorstellen kann. Den fehlenden Streifen unten muss man sich einfach dazudenken; die Schuhe sind genauso wunderbar wie der Rest.
Als ich 1986 meine Unternehmensberatung startete, war das Atelier nur noch Lager. Die Heizung bestand aus einem Ölofen und wurde nicht mehr bedient. Infolgedessen herrschten Umgebungstemperaturen, mal kalt, mal heiß, und leider auch die Feuchtigkeitsbedingungen der Umwelt. Natürlich arbeiten die unterschiedlichen Materialien verschieden und die Grundierung haftete auf der glatten Seite der Hartfaserplatte irgendwann nicht mehr gut genug. Die Grundierung inklusive Malschicht begann sich abzulösen und zu krümmen. Ein Jammer!
Nun gut, es ist nicht das erste Gemälde von mir und auch nicht das erste Gemälde überhaupt, das verloren geht. Immerhin habe ich eine brauchbare Reproduktion, man könnte also eine Replik herstellen, wobei man natürlich bezüglich des fehlenden Streifens unten improvisieren müsste. Vielleicht existiert aber auch irgendwo noch ein Foto oder ein Dia, wo das Bild in Gänze zu sehen ist, da ich mir nämlich nicht vorstellen kann, dass ich das Foto selbst so unglücklich aufgenommen habe.
Ich kann mich noch gut an die Situation erinnern, als die im Katalog erwähnte Bemerkung fiel. Die Freundin war mit einem befreundeten Mathematiker zusammen, ich kannte nur Mathematiker und war völlig überfordert mit meiner Produktion. Warum machte ich so etwas? Was sollte ich damit anfangen? Ich begriff wohl, dass das keine Kleinigkeit war, aber was war es?
Auf Ämtern kannte ich mich nicht aus, ich hatte ja angefangen, meine Bilder persönlich zu interpretieren, und da ich die linke Person als Frau empfand, handelte es sich ganz offensichtlich um ein Pärchen, das eine Standpauke von dem alten Knaben erhielt. Wie in einem Traum geschehen, wo die einzelnen Personen ja auch nicht unbedingt äußerliche Ähnlichkeiten besitzen müssen, identifizierte ich das Pärchen mit mir und meiner damaligen Frau und den alten Knacker mit meinem Vater, der es missbilligte, dass ich als Student in einer wilden Ehe lebte.
Aber half mir das wirklich weiter? Und warum sollte mich das bedrücken? Mein Vater redete mir seit fünf Jahren schon nicht mehr rein, unter anderem auch weil ich wirtschaftlich von ihm unabhängig war, und im übrigen fühlte ich mich in meiner Beziehung durchaus wohl und hatte nicht den Eindruck, in irgendeiner Weise etwas Unrechtes zu tun oder etwas nicht richtig zu machen. Warum haut der Typ auf den Tisch? Wem gilt das? Warum ist der Raum so kahl, warum sind die Farben so kalt, sogar das Rot, warum tragen die Personen solche Arbeitsanzüge, bei denen sich die Assoziation zur Mao-Kluft aufdrängt, insbesondere bei der linken Person? * Der vorstehende Kommentar ist die Anmerkung aus dem Werkkatalog » Stürenburg 2007