![]() | ![]() |
![]() | ![]() |
|
Es ist die erste männliche Figur mit einem großen Ohrring. Jedenfalls ist es für mich eine männliche Figur. *

Ich sollte mich also fragen, warum mir das Bild so gefällt. Der Hauptgrund ist vermutlich, dass es so harmlos erscheint, so zahm, so heimelig, vielleicht sogar ein bisschen kitschig. Und warum gefällt mir das so gut? Vermutlich bin ich gerne der liebe Junge, der niemandem weh tun will und das auch hinkriegt, jedenfalls mit diesem Bild, das eigentlich niemandem weh tun kann.
Das Bild erinnert mich an andere harmlose Bilder von mir, beispielsweise

Andererseits ist das Bild ja nicht so „realistisch“ wie etwa 146 - das Gesicht ist zwar ziemlich rund und weich, es sind noch keine Spuren des Lebens zu erkennen, wie übrigens in meinem eigenen Gesicht damals, die plastische Gestaltung nimmt sich aber einige Freiheiten heraus, die Zeichnung ebenfalls. So ist die Nase eine Erfindung, die nicht auf eine Nachahmung abzielt, und die Verschaffung auf der rechten Gesichtshälfte ist eigentlich ebenfalls realistisch nicht recht zu interpretieren. So gesehen ist dieses Bild also viel kühner als 146.
Vielleicht sind es diese Ungereimtheiten, die andere eher unangenehm berühren. Die zarte Behandlung, die zurückhaltende Farbgebung, die leichte Pinselführung sind vielleicht ebenfalls nicht jedermanns Geschmack. Manch einer möchte es vielleicht lieber klarer und deutlicher und kräftiger. Bei der Gegenüberstellung mit anderen Werken müsste es sich ja herausstellen, ob dieses Bild standhalten kann.
|
Auch der eigentümliche Blick geht verloren. Aus der Ferne schaut einen dieser Typ einfach nur an. Von nahem wird deutlich, dass die beiden Augen sehr unterschiedlich sind. Das rechte Auge blickt ganz deutlich nach innen, und auch das linke Auge schaut am Betrachter vorbei ins Unbestimmte, woraus sich der Eindruck ergibt, dass der junge Mann gefühlsmäßig mit sich selbst beschäftigt ist.
Die malerischen Feinheiten, etwa die Behandlung der Feder, des Hutes, des Ohres, des Ohrrings, des Gesichts sind nur zu erahnen. Die Schwächen des Bildes, namentlich die Halskrause, die im Vergleich zum Hut weniger überzeugt, aber auch der vergleichsweise konventionelle Hals kommen hingegen auch aus der Ferne gut zur Geltung. Dabei kann man dem Bild eigentlich nicht vorwerfen, flach zu sein. Immerhin ist der Ernst des Ausdrucks vergleichbar mit denen der anderen Bilder - da muss 161 nicht zurückstecken.
Mal sehen, wie es sich in einer intimeren Situation anfühlt.
|

|
Ich war so verblüfft, dass ich nochmal die Gegenüberstellungen mit meinen Bildern oben überprüft habe, wo 161 ja ein durchaus schwaches Bild abgeliefert hatte und ich nun Anlass zur Vermutung hatte, ich hätte mich getäuscht, aber auch diese Beobachtung bestätigte sich wieder. Höchst eigenartig!
|


Was soll das? Ich finde solche Sachen noch nicht einmal witzig. Es wundert mich nicht, dass Baargeld irgendwann die Kunst an den Nagel gehängt und sich ernsthaften Sachen zugewandt hat.
|

Nun gut. Was soll mein Bild? Es ist offenbar ein tumber Tor, ein unbedarfter Held, ein reiner Jüngling, ein unschuldiger


Von Parzival habe ich erst jetzt durch die Wikipedia einen Begriff bekommen und gesehen, wie sich diese Gestalten durch die Literaturgeschichte ziehen. So hatte ich beispielsweise die Geschichte


|


Bei » Olga’s Gallery sieht man wiederum ganz deutlich

Da Malewitsch mit Sicherheit eine einheitlich schwarze Fläche haben wollte, dürfte die bei Olga gezeigte ursprünglich sicher einheitlich schwarze Fassung - die allerdings überhaupt nicht immateriell wirkt, sondern im Gegenteil die materiellen Bestandteile der Farbe ganz deutlich zeigt, und das vermutlich auch schon vor der Entstehung der Krakelüre - seiner ursprünglichen Intention am ehesten entsprechen. Ich habe mir daher erlaubt, die Fehlstelle zu retouchieren (falls Sie jetzt noch weiße Pünktchen sehen sollten, handelt es sich vielleicht um Staub auf Ihrem Monitor).
Die Wikipedia weist noch auf eine ZEIT-Kunstkritik von Petra Kipphoff vom 1.4.2007 hin: » Schwarzer Stoff: Kasimir Malewitsch, das »Schwarze Quadrat« und seine Folgen – eine Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle. Darin zitiert diese den Künstler, der anscheinend sehr eifrig bemüht war, sein Schaffen durch schriftstellerische Aktivitäten zu überhöhen und seinen Ruhm zu mehren:
|
An diesem Vergleich ist ziemlich viel schief. Aber besonders störe ich mich an seiner Erklärung, was der wesentliche Inhalt der Kunst sein soll. Der Mann hätte den Mund nicht so voll nehmen sollen. Außer dem Quadrat, für das er berühmt geworden ist und das immerhin als extreme Auslotung eines theoretischen Konzepts gelten kann, hat er nach meinem Dafürhalten sein Leben lang nur ausgemachten Schrott produziert. Den sieht man normalerweise nicht, und auch die Wikipedia zeigt nur einen kleinen Teil davon, der aber schon ausreicht, ihn als Maler zu disqualifizieren. Olga zeigt dafür umso mehr, fast 200 Werke: » Kazimir Malevich. Nein, Malewitsch ist nur groß in seinem Anspruch, und den haben andere nur allzu gern übernommen, um damit ihre eigenen Ansprüche zu untermauern, bis hin zur Ausstellung von 2007. Die Absichten sind wirklich sehr durchsichtig.
|
Wie bitte? Welchen Erkenntnisbegriff hat denn diese Frau? Sprechen wir dieselbe Sprache? Und was will sie uns mit dem Ausdruck „pathetische Konfusion“ sagen? Findet sie ihn konfus oder nimmt sie ihn ernst? Ich fürchte, die Frage darf man gar nicht stellen; sie liefert eine Arbeit ab, wie sie im Bereich der Kunst und des Feuilleton erwartet wird: Konfus und nichtssagend. Gediegene Schaumschlägerei.
Zwei Leserkommentare sind dazu abgegeben worden; ein Künstler, ein Namensvetter, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, ergriff die Gelegenheit, wortreich und konfus sein eigenes Süppchen zu kochen, wobei offen bleibt, ob er die zitierten Passagen der Kritikerin bewundert oder verhöhnt, der zweite Kommentator lehnt diese Art von Kunst rundweg ab. Laut Wikipedia soll die Ausstellung ein großer Publikumserfolg gewesen sein.
Das schwarze Quadrat ist zwar plakativ wirksam - wie könnte es auch anders sein? - aber tödlich langweilig. Manche Leute sollen bei solchen Sachen freilich direkt in Ekstase geraten - wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine Art Zen-Technik, wobei die Erleuchtung dadurch herausgefordert wird, dass der Geist mit tödlicher Langeweile gequält wird. Eine verwitterte, pittoreske Mauer tut es aber auch, ohne dass man dafür dann gleich den Kunstbegriff bemühen müsste. Es ist wie mit den Drogen. Man kann Drogen benutzen, um sein Gehirn zu vernebeln oder zu verdrehen, man kann dasselbe aber auch durch die Manipulation des Atems erreichen. In jedem Fall findet das Theater im Kopf statt.
So etwa 1970 haben wir ein grafisches Spiel von Freunden geerbt. Es bestand aus einer quadratischen schwarzen Blechplatte, vielleicht in der Größe des Quadrats von Malewitsch, die wie ein Bild an der Wand zu befestigen war, und einer Sammlung von weißen und roten geometrischen Plastikfiguren, die auf kleine Magnete montiert waren, Dreiecke, Kreise, Rechtecke, Kreisscheibensegmente, irgendetwas in dieser Art. Damit konnte man auf dieser Platte beliebig Figuren legen und sich somit jeden Tag oder jede Stunde ein neues Kunstwerk konstruieren, wie ein senkrechtes

Die Freunde hatten das Spiel wohl ziemlich schnell satt und es deshalb an uns weitergereicht. Aber auch wir hatten bald keine Lust mehr auf dieses banale Spiel. Im Gegensatz zur guten Kunst, die mit zunehmender Beschäftigung immer besser und interessanter und vergnüglicher wird, egal ob es sich um Gemälde oder Literatur oder Musik handelt, wird hier der Umgang sehr schnell schal. Es geht eben nichts über die Praxis - man muss dann nicht mehr diskutieren.
Keine Ahnung, wo das Spiel inzwischen gelandet ist. Kunst sollte das Ding laut Hersteller wohl nicht genannt werden, aber Kreativitätsförderung war sicher eingebaut. Was man eben so Kreativität nennt. Vermutlich führen gerade die Leute das Wort am liebsten im Munde, die gar nicht wissen, was das ist.