180 cm - 71 inch
Werkgröße 42×30cm
Referenzfigur 180cm
Werkdaten Nr. 15
Ölkreide, Gouache / Papier
10.11.1972, » 42×30 cm (17×12")

» Kommentar

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Kommentar 18.12.2010
© Copyright Werner Popken. Alle Kunstwerke / all artwork © CC BY-SA


»  Portrait de Jacqueline Roque aux mains croisées, Vallauris. 03.05.1954, 116x89 cm. Musée Picasso, Paris. · © Copyright Werner Popken. 
Alle Kunstwerke / all artwork © CC BY-SA
»  Portrait de Jacqueline aux fleurs. Vallauris. 02.05.1954, 100x81 cm. · © Copyright Werner Popken. 
Alle Kunstwerke / all artwork © CC BY-SA
Wieder vor dem Spiegel, fast dieselbe Haltung, diesmal wieder nackt und etwas kühner. Hier wirken natürlich die großen Farbflächen und schwarzen Balken im Hintergrund, die zweifellos von Picassos » Portrait mit gekreuzten Händen seiner letzten Geliebten und Ehefrau » Jacqueline Roque beeinflusst sind. Der Bezeichnung mit den römischen Ziffern lässt sich ebenfalls entnehmen, dass ich von der konsequenten Datierung Picassos, die dieser in den dreißiger Jahren begonnen hatte, beeindruckt war. *

Wieder trage ich einen Seitenscheitel, was mich stutzen lässt: Vielleicht entsprach das sogar der Realität - ein Blick auf die anderen Selbstportraits zeigt, dass ich damals offenbar schwankte: Manchmal trage ich ein Mittelscheitel, manchmal einen Seitenscheitel. Der Mittelscheitel hat dann gewonnen. Bis zum Abitur trug ich immer Seitenscheitel.

Das Picasso-Bild von 1954 war Anschauungsunterricht in der Schule, eines der Beispiele für die Moderne Kunst, für die unser Kunsterzieher anscheinend nicht allzu viel übrig hatte, jedenfalls konnte er uns nicht wirklich den Wert dieser Arbeiten nahebringen.

Ich erinnere mich noch an ein weiteres »Portrait Picassos derselben Frau aus demselben Jahr (damals „Madame Z.“ genannt), das wir ebenfalls im Unterricht betrachtet haben. Besonders bei der Haltung der beiden Hände auf diesem Bild ließ der Lehrer durchblicken, dass er nicht allzu viel von solcher Kunst hielt. Gleichzeitig musste er uns natürlich eintrichtern, dass die Moderne Kunst etwas ganz Großes und Bedeutendes ist, unser höchstes Kulturgut, fast schon ein Heiligtum. Wie sagt » Robert Pirsig in » Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten? Erziehung ist Massenhypnose. Wir wurden gut hypnotisiert.


In diesem Bild blickt uns wieder ein sehr zuversichtlicher und selbstbewusster junger Mann an, der anscheinend keine Angst, dafür Humor hat und gerne lebt, mit Freuden. Beide Blätter sind am selben Tag entstanden. Habe ich mich gefragt, was diese Bilder mir sagen? Ich glaube nicht. Ich habe sie einfach gemacht und wollte ein überzeugendes Bild haben, das vor allen Dingen ähnlich ist. In dieser Hinsicht konnte ich noch nicht zufrieden sein. Es lag mir fern, anzunehmen, diese Bilder könnten mir etwas erzählen, was ich noch nicht weiß, womöglich über mich.

Auch diesmal ist der Blick wieder sehr intensiv, was merkwürdig ist, da zumindest die Pupille seines linken Auges etwas undeutlich ist, aber das stört überhaupt nicht. Die Einfassung des Kopfes durch die vier schwarzen Strahlen hebt diesen natürlich hervor.

Viele Jahre später wird der Kopf des Helden ebenfalls hervorgehoben, meistens durch eine Art » Heiligenschein (Beispiel:  Nummer 461). Die Einteilung des Hintergrunds in intensivfarbige Flächen, die durch Stege getrennt sind, erinnert auch an die Ästhetik der Kirchenfenster. Die Welligkeit des Papiers an einigen Stellen, hervorgerufen durch die Wasserfarbe, trägt dazu bei, da die Färbung des Glases in der Regel nicht gleichmäßig ist.

Merkwürdig, dass mir die gelbe Färbung der Haut gar nicht besonders ins Auge sticht. Dabei ist sie doch das Auffälligste an diesem Bild. Aber irgendwie stört sie nicht, sondern scheint dazu zu gehören. Wenn man sich vorstellen möchte, die Haut hätte eine andere Farbe, will das nicht gelingen. Also habe ich ein Bildbearbeitungsprogramm zu Hilfe genommen und ein wenig experimentiert. Interessant: Es kamen Effekte heraus wie bei » Andy Warhol, der ja bekanntlich bei seinen Portraits die Farben ebenfalls willkürlich gewählt hat (siehe » Malen wie Andy Warhol).
*   Der vorstehende Kommentar ist die Anmerkung aus dem Werkkatalog  » Stürenburg 2007
 
 
Da das Picasso Project seit spätestens 24.01.2011 gesperrt ist, führt ein direkter Link nicht mehr zum Ziel; daher bin ich gezwungen, die erwähnten Werke hier zu reproduzieren und berufe mich dabei auf » Fair Use bzw. das » Zitatrecht.

 





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