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Dieses Bild fand auch Engelbrecht interessant, weil man mit etwas Fantasie das Ohr und das linke Auge als Teil eines Tieres sehen kann, das seinen Schnabel weit aufreißt. Das nach links blickende dunkle weibliche Gesicht mit den langen blauen Haaren ist ziemlich offensichtlich. Irgendwie eine Sphinx. *

Nach wie vor halte ich dieses Bild für außerordentlich erstaunlich. Es ist noch schwerer vorstellbar, wie ein solches Bild zustandekommt. Ganz offensichtlich habe ich hier „gearbeitet“, das heißt dieses Bild hat verschiedene Stadien durchlaufen, Farbschicht liegt auf Farbschicht und ist teilweise auch wieder abgekratzt.
» Erich Engelbrecht hob besonders die blauen Haare hervor, die mit dem trockenen Pinsel über den dunklen Untergrund „drübergeschrappt“ seien, was natürlich einen besonderen Reiz ergibt.
Abgesehen von der

Einige Zeit vorher hatte ich mich an einer Ausstellung im Bielefelder Jugendzentrum und Jazzkeller » Bunker Ulmenwall mit ein paar Bildern beteiligt und stand da dumm rum. Mit einem Bielefelder Kunsterzieher kam ich ins Gespräch. Der malte jeden Tag ein Bild, ziemlich krude, und schien das Leben ansonsten eher anarchisch anzugehen.
Als mich dann ein Besucher ansprach, ein Bild kaufen und deshalb den Preis wissen wollte, konnte ich mich nicht zum Verkauf durchringen und auch keinen Preis nennen. Darüber hatte ich nicht nachgedacht. Darüber wollte ich wohl auch nicht nachdenken.
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Der Vergleich mit den einzigen Bildern zum Stichwort „Sphinx“ bei Zeno zeigt sehr deutlich, wie hohl, verlogen und sentimental die Malerei des 19. Jahrhunderts geworden war. Die des 20. Jahrhunderts wurde dann zynisch, absurd und brutal. Passt doch.


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Vedder lebte vornehmlich in Italien und hatte insbesondere Kontakt zu den

Ich kenne mich mit Sphingen gar nicht; wie sich herausstellt, gibt es eine ganze Reihe davon, am bekanntesten die ägyptischen und griechischen. Die ägyptischen sind männlich und liegen, die griechischen sind weiblich und sitzen. Deutsche Sphingen kenne ich bisher nur als weiblich und liegend, etwa aus

Da ich weder in meiner Kindheit noch in der Schule die griechische Mythologie kennengelernt habe, war mir auch die Geschichte von

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Die griechische Sphinx ist also böse; das Rätsel ist lächerlich und jedenfalls kein Grund für ihre Menschenfresserei. Meine Sphinx ist nicht böse, aber sie stellt ebenfalls eine Frage. Ein Bild kann natürlich nicht sprechen; sinngemäß würde ich sagen, lautet die Frage: „Wer bist du, was willst du, wer sollst du sein?“
Dazu würde es freilich reichen, wenn die Dame dem Betrachter intensiv in die Augen schauen würde. Das Gesicht ist aber merkwürdig zweigeteilt; links die deformierte Fratze, rechts die schöne hoheitliche Herrscherfigur, deren Mund frontal gesehen ist, die beiden Augen, die als zu einem Frontalgesicht gehörend gesehen werden können - all das ist verwirrend und könnte vielleicht durch experimentelle Veränderungen aufgeklärt werden.
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Eine der Brüste weist auch tatsächlich nach rechts, die andere jedoch in Richtung Betrachter, und vor der rechten baut sich eine Art Brüstung auf, die ganz klar Dreidimensionalität erzeugt. Die Form der anderen Brust wiederholt sich in der Tatze, wie auch diese wiederum Bezüge zur Brüstung hat. Nun könnte man spekulieren, dass diese die zweite Tatze darstellen soll, aber das will nicht gelingen.
Die Tatze erzeugt ebenfalls Dreidimensionalität, insofern sie zum Betrachter hin vorgeschoben ist und dadurch einen Vordergrund und einen Mittelgrund erzeugt, und außerdem gibt sie die Figur Stabilität und Ruhe. Das wird sehr deutlich, wenn man sich versuchsweise vorstellt, die Tatze seien zur Abwehr oder zum Schlag angehoben:
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Diese zweifellos aggressive Komponente geht in der Gesamtkomposition merkwürdigerweise fast vollständig unter. Das Bild wirkt eher meditativ, gelassen, ruhig, abgehoben. Die Assoziation zu ergibt dann ergibt sich natürlich nicht nur aus der Sphinx selbst, also aus der Kombination eines Tierkörpers mit einem menschlichen Gesicht, sondern auch durch den künstlichen Bart und die vermutlich künstliche Frisur, sowohl die blaue als auch die rotbraune.
Trotz der offen getragenen, prallen Brüste wirken Sphingen auf mich generell wenig aufreizend, wie auch die Gemälde der Kollegen eher beängstigend als erotisch anregend anmuten. In meinem Bild werden die Brüste präsentiert wie bei einer Skulptur Picassos,



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Es stellt sich die Frage, wie man so etwas darstellen kann.
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Berger lässt sich dann aus über die Nähe der Erfindungen Picassos zu Toilettenkritzeleien, die ebenso direkt seien, jedoch das Begehren gleichzeitig aus Frustration beleidigten.
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Schließlich beschreibt er eine überlebensgroße Skulptur ([Abb. 81]), die ein abstraktes Gesicht darstellt und in ähnlicher Form in seinen Radierungen und Gemälden auftaucht (das kürzlich für über hundert Millionen Dollar versteigerte Gemälde, das auf einem berühmten Foto Picassos von

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Die Skulptur auf dem hier wiedergegebenen Foto ist nicht so sehr wegen der Brüste, sondern wegen der unförmig dicken Nase bemerkenswert, die in der vom Berger beschriebenen Skulptur ebenfalls vorkommt und von ihm als männliches Geschlechtsteil interpretiert wird, die starken Wangen als Oberschenkel. Eine solche Entsprechung gibt es in meinem Bild nicht, wenn ich das recht sehe.
Diese Zitate habe ich aber nicht nur wegen meiner Assoziation zu diesem Foto gebracht, sondern auch um zu zeigen, dass mein Bild, so es - vermutlich wegen der Brüste - sexuell interpretiert werden sollte, sicher anders zu verstehen ist als von Berger im Zusammenhang mit Picasso herausgearbeitet. Es geht nicht um Genuss und Befriedigung, das scheint mir deutlich. Worum dann? Wird hier ein aggressiver Angriff des Männlichen auf das Weibliche inszeniert?
Dieser Schluss ist vermutlich unzulässig, denn die aggressive

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Bilder, so hatte Berger ausgeführt, können etwas zum Ausdruck bringen, wofür es keine Worte gibt. Darum geht es anscheinend auch in den anderen Künsten, in der Musik und in der Dichtkunst, vermutlich auch in der Prosa. Und trotzdem schreibt Berger über Picasso und ich bemühe mich um meine eigenen Bilder. Selbst wenn das Eigentlich nicht in Worte gefasst werden kann, muss man sich doch bemühen, das zu beschreiben, was sich fassen lässt.
In diesem Fall recht wenig, aber man lernt doch einiges über das Bild, wenn man sich intensiv damit beschäftigt. Man lernt das Bild kennen und schätzen, nimmt Farben und Formen in sich auf wie Melodie und Harmonie eines Musikstücks, das man nur genießen und nicht verstehen möchte, und dabei ist das Rätsel des Bildes vielleicht nicht der geringste Reiz. Die wunderschönen Gelbtöne im Hintergrund, das Blauschwarz, die Rotbrauntöne, all das trägt zweifellos zum Genuss bei.
Dieses Bild ist offensichtlich signiert. Habe ich es signiert, als ich es verkauft hatte? Das muss wohl so gewesen sein. Denn als ich anlässlich meiner ersten Ausstellung im

Ist die Signatur ein Störfaktor? Ja und nein. Natürlich stört die Signatur, aber sie stört nicht mehr als Signaturen des allgemein zu tun pflegen. Oder anders gesagt: Die Signatur ist als ein Schmuckelement so angebracht, dass sie akzeptabel ist. Viele Maler hadern mit Signaturen, die frühen Kubisten haben nicht signiert, weil sie meinten, dass die Signatur des Bild stört, und manche Maler, zum Beispiel

Die Signatur ist die Beglaubigung des Malers, dass dieses Werk eigenhändig ist, und sie scheint vom Markt verlangt zu werden. Dabei kann man Signaturen natürlich auch fälschen, das ist auch oft genug vorgekommen und dokumentiert, wobei es sich um „legitime“ oder illegitime Fälschungen handeln mag. So hat Picasso einmal seinen Händler aus dem Urlaub heraus gebeten, doch bitte für ihn zu signieren, da er ja nicht in Paris vor Ort war.
Vielleicht ist die Signatur aber manchmal einfach vor allem ein Zugeständnis an die Eitelkeit des Besitzers. So ist beispielsweise ein Bild von



Als ich dieses Bild in München Ende des letzten Jahrhunderts wiedersah, befand sich noch im originalen, von mir angefertigten Rahmen. Da fiel mir ein: Vielleicht hatte dieses Bild eine Rückseite? Schon am Rahmen konnte ich sehen, dass es einen Wechselrahmen war. Mit Erlaubnis des Besitzers konnte ich es einfach umdrehen, und siehe da: Ein weiteres Hochformat. Ich hatte es seinerzeit nicht fotografiert und vollständig vergessen.
Da ich dieses Bild so früh verkauft hatte und zu diesem Zeitpunkt noch kein Werkkatalog existierte, taucht die Rückseite natürlich nicht im Werkkatalog auf. Bei dieser Gelegenheit habe ich es fotografiert, aber das Foto ist bisher nicht eingescannt und irgendwo abgelegt. Es zeigt einen Mann und ich fürchte, dieser hält den Vergleich mit der Vorderseite nicht aus. Aber wer weiß? Ich müsste mich mal bei Gelegenheit damit beschäftigen.