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Es ist wohl nicht nur seine Kleidung: Ich assoziiere mit diesem Menschen die Situation des Gefangenseins. Er könnte in einem Lager sein, es könnte sich aber auch um eine selbstgewählte Isolierung handeln. Auf jeden Fall scheint dieser Mensch zu leiden und sich nicht dagegen zu wehren.
Dabei macht er den Eindruck eines typischen Underdog, eines Menschen, der keine Sympathien wecken kann, obwohl er diese gebrauchen könnte, zusammen mit Zuspruch, Zuwendung, konkrete Hilfe. Mit solch einem Mann kann man sich nicht identifizieren, er ist nicht sympathisch.
Die grüne Farbe tut natürlich das ihrige dazu, diesen Eindruck zu erzeugen. Habe ich die Farbigkeit bewusst reduziert, weil ich mit den Lackfarben Neuland betrat? Hier scheine ich nur drei Töpfe benutzt zu haben, grün, schwarz und weiß.
Die Frage nach der Bewusstheit meines Tuns stellt sich mir immer wieder, und ich muss immer wieder gestehen, dass ich gerade durch die Ausschaltung des bewussten Tuns zu validen Ergebnissen gekommen bin. Man könnte auch sagen: Ich handele einfach aus Lust und Laune heraus, und in diesem Fall hatte ich eben keine Lust, andere Farben als diese zu benutzen.
Jedenfalls war ich mit dem Bild sehr zufrieden und fand nichts zu kritteln, allerdings konnte ich damit natürlich auch nicht warm werden und habe das Bild infolgedessen nie aufgehängt. Das soll jetzt anders werden.
Natürlich musste ich auch dieses Bild als Selbstportrait empfinden. Fühlte ich mich also als Gefangener, reduziert auf Wasser und Brot und die bloßen Existenz? Was tut einer, der gefangen ist und nichts tun kann?
Die meisten Menschen empfinden diesen Zustand wohl als sehr quälend, weshalb er als Strafmaßnahme seit jeher verhängt wird. Das ist merkwürdig, denn es gibt ja religiöse oder quasireligiöse Bewegungen, die sich mit aller Kraft bemühen, nichts zu tun, um dadurch etwas zu erreichen, was anders nicht erreicht werden kann: » Glückseligkeit, » Erleuchtung.
Damals habe ich mich mit solchen Sachen nicht beschäftigt, aber knapp 10 Jahre später, als ich in Köln wohnte, habe ich einen Kurs bei einem veritablen » Zen-Meister besucht. Schon als Kind habe ich manchmal » Yoga-Stellungen eingenommen (ohne Yoga zu kennen oder zu wissen, dass es Yoga ist), weil ich mich dabei wohl fühlte und es mir gut tat. Keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin.
Im Alter von etwa 10 Jahren habe ich in einer Illustrierten etwas über einen indischen » Yogi gelesen und ein Bild gesehen, wo er den » Lotussitz einnahm. Das probierte ich auch, aber es war nicht ganz einfach und es tat auch ein bisschen weh.
Daraufhin übte ich mehr und versuchte, die erträgliche Dauer zu verlängern. Schließlich schlief ich sogar im Lotussitz, aber danach taten mir die Beine furchtbar weh und ich brach das Experiment ab. Bei dem Zen-Meister in Köln habe ich erfahren, dass ein kleines, festes Kissen unter dem Hintern sehr hilfreich sein kann.
Zurück zum Gefangenen: Hätte der nicht die beste Gelegenheit, durch » Meditation zur Erleuchtung zu gelangen? Ich habe noch nie davon gehört, dass irgendjemand diese Gelegenheit ergriffen hätte. Ist das nicht merkwürdig?
Die schwierigste Aufgabe bei der Meditation ist, die Gedanken zum Schweigen zu bringen. Dazu muss man offenbar nicht unbedingt meditieren. Oder man muss das, was man tut oder nicht tut, nicht unbedingt Meditation nennen.
Heute wurde » Janosch 80 Jahre alt, und der bemüht sich, nicht zu denken, wobei er sich in die Hängematte zurückzieht und daher auch nichts tut. Er nennt das „die höchste Kunst“.
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Hier benutzt er den Begriff » Nirvana, den » Buddha geprägt hat. Dabei verstehen manche Menschen darunter das Nichts, das Ende, das endgültige Verlöschen, aber tatsächlich hat er damit wahrscheinlich eher die Glückseligkeit gemeint.
In dem schon erwähnten » Universitas-Heft aus dem Juli 1960 (15. Jahrgang, Heft 7) fand ich interessante Aussagen über und Zitate von Buddha:
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Diese Passagen fand ich aus zwei Gründen interessant: Einmal durch die offensichtliche Nähe zu den Lehren Jesu, zum anderen durch die Einbeziehung des Gottesbegriffs. Der » Buddhismus gilt ja als gottlose Religion. Der Bezug des berühmtesten Janosch-Werkes » Oh wie schön ist Panama zum Zen wurde mir 1983 in Köln offenbart. Das ist eine schöne Anekdote, wert zu erzählen.
Ich war gerade mit dem Umzug nach Löhne beschäftigt, den ich mit dem neu erworbenen alten Pferdeanhänger bewältigte. Da das meiste schon erledigt war, musste ich in einem Restaurant essen, und ging in ein angesagtes Lokal, das von den » Bhagwan-Jüngern betrieben wurde. Es war so voll, dass ich mich zu einem Herrn an einen Tisch setzen musste, der ein dickes Buch las.
Als er bestellte, schielte ich auf den Titel. Es ging um Zen-Buddhismus. Wir kamen ins Gespräch und er verriet mir, dass er gerade aus Teneriffa kam, wo er mit Janosch über künftige Fernsehsendungen verhandelt hatte. Janosch lebe genauso wie der Bär und der Tiger: Ein Tisch, ein Stuhl, eine nackte Birne an der Decke. Das Buch war aus der WDR-Bibliothek. Er wollte etwas darüber erfahren, weil die Panama-Geschichte Bezug zum Zen haben sollte.
Gott kommt beim Zen bekanntlich ebenfalls nicht vor. Janosch ist katholisch geboren und erzogen und hat darunter sehr gelitten; mit Gott selbst hat er aber gar keine Probleme:
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Ich würde sagen: Janosch versucht, richtig zu leben. Das versuchte ich ja auch, das versuchen die Leute, die meditieren, aber versucht das auch ein Gefangener? Worum geht es diesem Mann?
Dieser grüne Mann blickt jedenfalls nicht nach außen - beim Stichwort „grüner Mann“ fällt mir natürlich › Nummer 31 ein - die beiden muss ich mal zusammen sehen.
Wohin entwickelte ich mich gerade? Das war kein Hobby mehr, das war etwas viel Wichtigeres, Substantielleres, das ging an die Wurzeln meiner Existenz. Erika sah das nicht so. Für sie war meine Malerei ein Hobby wie ihr Tanzen. Ich konnte es ihr nicht übelnehmen. Jeder musste es so sehen. Malerei war einfach für das Kleinbürgertum, dem wir beide entstammten, keine Option. Darüber musste man nicht einmal nachdenken.
Und noch ein kleiner Spaß zum Abschluss: Wie hält sich dieses Bild mit berühmten Kollegen?
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Es ist interessant, die Werke in der richtigen Dimension zu sehen. Bei Büchern stört mich immer, wenn noch nicht einmal die Maße angegeben sind. Inzwischen hat sich das weitgehend durchgesetzt; bei älteren Büchern habe ich die Maße von Hand nachgetragen beziehungsweise aus dem Index entnommen und direkt unter dem Bild notiert, damit ich mir in etwa vorstellen konnte, wie groß das Original wirklich ist. Die Dimension ist eben doch nicht ganz unwichtig.
Na ja, und was für mich gut ist, darf auch der gute » Vincent für sich in Anspruch nehmen:
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Rahmen wie hier gezeigt können bei » Kunstkopie, » artoko und anderswo erworben werden.