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Das Schlaf- und Arbeitszimmer in unserer Studentenwohnung war farblich mit violett und weinrot gestaltet. Zwei Türblätter (so etwas gibt es heute nicht mehr) wurden vor dem Fenster zu einer Arbeitsplatte zusammengefügt, die über die gesamte Breite des Zimmers ging, zwei weitere Türblätter wurden nebeneinander montiert, mit Rollen versehen, durch einen Rahmen fixiert und ergaben das Bett, und eine Hartfaserplatte wurde violett gestrichenen, mit einer Ablage Leiste versehen, als Tafel deklariert und an der Wand montiert. Ein Spiegel in Lebensgröße an der gegenüberliegenden Wand vervollständigte den Wandschmuck. Bilder waren nicht vorgesehen.
Da die Tafel dann doch nicht benutzt wurde, habe ich sie eines Tages als Malgrund verwendet, als ich an Materialknappheit litt. Und da sich dieser Zustand nicht besserte, bemalte ich kurzerhand auch die Rückseite, was sich ja bei den Hartfaserplatten schon bewährt hatte. Und da sich Hochformat und Querformat bei zunehmendem Rechteckformat sehr unterscheiden, ich immer noch neugierig war, ob sich auf jeder Malfläche etwas materialisieren würde, was der Mühe wert war, drehte ich in diesem Fall die Tafel einfach um.
Und wiederum setzte ich eine Frau in diese Fläche, so dass ringsherum kaum Platz blieb, aber diesmal war sie nicht jung, nackt und schön, sondern alt, hässlich und bekleidet. Konnte mir so etwas gefallen? Natürlich nicht. Ach du lieber! Was sollte das denn?
Wieder ein Fall von „dieses Bild braucht einen Freund“.
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Dabei zeigt sich, wie auch an diesem Bild, dass die willkürliche Versetzung von Körperteilen nicht unbedingt grausam oder sadistisch erscheinen muss. Dieser alte Dame wirkt ja durchaus liebenswürdig und lebendig, lebensbejahend, verschmitzt und gewitzt.
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Die sinnliche Qualität von Farbe ist nicht zu unterschätzen. Schade, dass ich fast nie aus dem Vollen schöpfen konnte. Aber vielleicht bedingt das eine das andere. Hätte ich sinnlicher gemalt, hätte ich vielleicht auch größeren kommerziellen Erfolg gehabt und mir ohne weiteres den Materialverbrauch erlauben können. Wer weiß?
Freilich wird diese sinnliche Qualität erst aus der Nähe wirklich erfahrbar, und vielleicht ist diese sinnliche Qualität bei diesem Bild nicht gar so gering, wie ich annehme. Wenn man sich die größere Fassung anschaut, ergibt sich schon eine Menge Vergnügen für die Augen. Besonders bemerkenswert sind natürlich die beiden unterschiedlich gestalten Augen und der eigenartige Mund der Dame, aber auch der Hut und die Haare sind nicht schlecht. Ich glaube, ich entwickle mich zu einem Freund dieses Bildes!
Auch der Leib und die Art, wie sie sitzt, ihre Beine, ihre Schuhe, ihr Kleid, der Unterrock, die Spitzen, der Stuhl beziehungsweise das wenige, was man von ihm sieht, alles das ist eigentlich richtig gut und erheiternd. Besonders interessant sind natürlich die beiden Hände, die merkwürdigerweise jeweils nur zwei Finger haben. Damit ergibt sich natürlich die Assoziation kopulieren der Körper, jedenfalls wenn man, wie ich durch

Wie kommt es nur, dass ich trotz dieser breiartigen Gestaltung eine Persönlichkeit wahrzunehmen glaube, die Alter, Geschlecht, Temperament, Bestimmtheit besitzt? Aber diese Frage ist dieselbe wie bei Karikaturen. Vielleicht sollte ich doch einmal das Buch



Zufällig las ich gerade ein Interview mit dem Physiker

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Ich bin ja durch diese Kommentare auf dem besten Wege, die Toleranz gegenüber meinen eigenen Werken zu entwickeln, die mir bisher gefehlt hat. Dabei bin ich doch gerade angetreten, mich dem Neuen zu öffnen, das durch die Malerei als Methode zum Vorschein kommen sollte. Und dann werde ich schwach und distanziere mich von dem, was kommt - nicht sehr überzeugend, oder?
Andererseits ist dieses Qualitätsgefühl, von dem


Tja, wie es so geht, stolpere ich über noch einen Physiker (der mit dem anderen das

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Genau. Ich würde sogar sagen: Ob das Müll oder Blödsinn ist oder nicht, muss sich erst noch herausstellen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine späteren Arbeiten gar nicht das wahre Ding sind, sondern eher die frühen. Vielleicht schreibe ich auch deshalb diese Reflexionen, um mir darüber Klarheit zu verschaffen. *


Rahmen wie hier gezeigt können bei » Kunstkopie, » artoko und anderswo erworben werden.