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No. 962014-06-26
Ob das der Pferdeschwanz ist, den ich geerbt habe?
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So habe ich für das Werkverzeichnis
› Stürenburg 2007 formuliert, und heute weiß ich nicht, was ich damit gemeint haben könnte. Natürlich assoziiere ich die berühmte Serie Picassos zu dem Mädchen mit Pferdeschwanz, und vermutlich bezieht sich die Bemerkung darauf.
Die vollständige Serie Picassos habe ich erst vor ein paar Jahren kennengelernt; ein Bild daraus hatte ich jedoch im Kunstunterricht kennengelernt:
»Portrait de Sylvette David au fauteuil vert. Es war eines der Beispiele, an denen deutlich wurde, dass der Kunsterzieher auch nicht recht wusste, warum das nun so bedeutend sein sollte. Und der Rest der Serie ist vermutlich aus ähnlichen Gründen der Öffentlichkeit vorenthalten worden - ein Trauerspiel für den berühmtesten Künstler des 20. Jahrhunderts.
Zwar hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht und hütete mich auch, am Übergenie Picasso vorlaute Kritik zu üben, bezüglich meines eigenen Bildes brauchte ich mich allerdings nicht zurückzuhalten und befand, dass es vielleicht furios gemalt sein mochte, aber dennoch nichts taugte. Es war eben eine Übung, auf billiger Pappe, es lohnte sich für mich nicht, mich länger damit zu beschäftigen.
An der Wand macht es erstaunlicherweise eine ganz ordentliche Figur:
Es bleibt nach meinem Gefühl aber eine formale Übung, es ist inhaltlich leer, im Gegensatz zum vorherigen Bild, das bei aller Naivität eine Menge Gefühl hat. Dieses Bild ist einfach nur verwirrt, genialisch zwar und viel professioneller, gewissermaßen abgebrüht und zynisch. Ganz wie das bewunderte Vorbild. Dekorativ vielleicht, mehr aber nicht.
Nachdem ich nun bei
› Nummer 94 die Faszination der Rahmung entdeckt habe, muss ich das natürlich auch gleich in diesem Zusammenhang ausprobieren:
Erstaunlicherweise hält sich 95 immer noch gut. Soll wohl auch einen ordentlichen Rahmen bekommen, zum Beispiel so:
Oder lieber ein bisschen stärker?
So ein Rahmen macht mächtig was her und lenkt leicht davon ab, dass der Inhalt vielleicht nicht ganz so berauschend ist. Und jetzt legen wir mal richtig Gold auf:
Das ist noch nicht genug!
Na, wenn das jetzt nicht deutlich ist! Da hat der große Schinken aber ziemliche Mühe, sich bemerkbar zu machen. Wir können aber noch mehr:
Um Gottes willen! Das erschlägt einen ja!
Diese Tricks sind alle uralt, so wie die Rahmenmuster und -techniken. Gerade die irrsinnige opulenten Renaissancerahmen, Ungetüme um winzige Bildchen, haben mir die Augen geöffnet und mich angeregt, es auch einmal so zu versuchen. Meine dicksten Rahmenleisten waren so etwa 10 cm breit, und bei einem Bild mit den Maßen 18x24cm heißt das, dass der Rahmen halb so breit ist wie das ganze Bild, und da die Rahmenleiste links und rechts, oben und unten verwendet wird, verdoppeln sich die Maße des Bildes - das macht schon was her.
Im letzten Beispiel haben wir praktisch einen Rahmen innerhalb eines Rahmens. Auch dieser Trick wird sehr gerne verwendet, insbesondere wenn man einen Rahmen hat, der zu groß ist. Man rahmt dann das Bild zunächst relativ zurückhaltend, fügt dann einen neutralen Ausgleichsgrund hinzu, und schließlich den eigentlichen Rahmen. Dabei kann man dann unten entsprechend zugeben oder zur Not oben abnehmen, ohne dass es unangenehm wirkt, und auf diese Weise auch Rahmen verwenden, die von den Proportionen her gar nicht passen.
Zusätzlich kann man mit diesem Trick auch noch verschiedene Stile mixen. Das ist hier nur sehr dezent angedeutet. Der schmale Goldrahmen ist von der Ornamentierung her deutlich anders gearbeitet als der Hauptrahmen. Komplexe Rahmenprofile sind ohnehin meist aus einzelnen Leisten zusammengesetzt, die in sich natürlich einzelne Elemente darstellen und durch den Anstrich, die Stuckierung, die Ornamentierung zusammengefasst oder auch abgesetzt werden können.
Wie bei Dekorationsarbeiten üblich, sind dabei der Fantasie kaum Grenzen gesetzt; insofern ist es erstaunlich, dass sich doch einige wenige Hauptrichtungen durchgesetzt haben. Sehr beliebt ist es, moderne Kunstwerke durch einen Innenrahmen mit betont billigen und einfachen Naturmaterialien, etwa naturbelassenem Rupfen, vom überladenen, durch Patina zusätzlich geadelten Goldrahmen abzusetzen.
Zufällig las ich einen Tag später in
» Universitas aus dem Juli 1960 (15. Jahrgang, Heft 7) einen Aufsatz von Pierre Savi, Mitglied der Kulturabteilung der französischen Botschaft in Bonn, mit dem Titel „Pablo Picasso - sein Leben und Schaffen in den letzten Jahrzehnten“. Darin findet sich auch eine Würdigung der Portraits von Sylvette David:
| 1953 trennt er sich von Françoise. 1954 malt er 12 Interpretierungen von der jungen „Sylvette“, in denen Grau-Weiß-Blau-Harmonien eine, in seinem bisherigen Werdegang noch weniger bekannte, juvenile Haltung und Eleganz bilden. a.a.O., Seite 745 | | |
Es ist nicht zu fassen, was sich „Fachleute“ alles an Schwachsinn erlauben. Durch ihre Autobiografie wissen wir seit 1964, dass nicht Picasso sich von Françoise getrennt hat, sondern umgekehrt sie von ihm - das konnte der Autor allerdings auch schon wissen, weil die gesamte Trennung sehr medienwirksam durch die Weltpresse gegangen war. Und die Portraits von Sylvette waren schlicht und einfach vergebliche Versuche, sie eifersüchtig zu machen.
Im übrigen kann ich beim besten Willen nicht erkennen, was der Autor mit seiner Würdigung sagen will. Und so geht es mir mit dem gesamten Aufsatz. Ein Schandfleck im gesamten Heft. Die Veröffentlichung war vielleicht politisch gerechtfertigt als Verbeugung gegenüber dem großen westlichen Nachbarn und als Beitrag zur Völkerverständigung und Wiedergutmachung - ich vermag nur nicht zu begreifen, warum eine Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Literatur diesen politischen Dienst hätte erweisen sollen müssen.
Das Dokument ist auch insofern interessant, als sich hier jemand für Picasso stark macht, ohne dass Picasso etwas dafür hätte tun müssen. Die Maschine läuft von ganz allein.
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Nachtrag Wohnungsszenario, 17.11.2011
» Nachher/vorher: einblenden. Zugegeben, ein etwas gefährdeter Platz direkt über dem Herd; aber es gibt ja auch einen Spritzschutz, die Küche muss ja kein Saustall sein.
» Nachher/vorher: einblenden. Die Fernwirkung ist auch nicht schlecht.
» Nachher/vorher: einblenden. Hier ist es vermutlich zu feucht - aber wenn man statt des Originals eine gleichgroße, möglichst gute Reproduktion aufhängt, schmückt es doch ungemein und der mögliche Schaden ist begrenzt.
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No. 94 Nachtrag
Museumsszenario, 30.11.2012
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