







2014-10-25
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Hier habe ich wieder zu Ölfarben gegriffen mit dem bekannten Effekt, daß ich spare. Das muß nicht unbedingt schlecht sein, aber es tut mir einfach weh - meine Ängste haben sich voll bestätigt. Welche Mengen an Bildern hätte ich in den vergangenen 25 Jahren malen können!
Hier ist meine Lack-Phase noch längst nicht vorbei, und ich weiß heute nicht mehr, warum ich zwischendurch wieder auf Ölfarben umgestellt habe. Die Rückseite ist mit Lackfarben gemalt, und bald werde ich eine Menge ziemlich großer Bilder mit Lack malen, bei denen mir dann allmählich klar wird, daß ich eigentlich ein Maler bin.
Auch dieses Bild muß man vermutlich als Selbstportrait betrachten, als Ausdruck der inneren Zerrissenheit, die mich damals heimgesucht haben muß. Der gute Mann wirkt auf mich ein bisschen wie ein Gefangener in seinem Verlies, ohne Tageslicht, ohne Luft, ohne Möbel, ohne Gesellschaft.
Die Assoziation zum Januskopf kann ich jetzt nicht mehr nachvollziehen. Allerdings finde ich es interessant, daß die Nase nicht besonders stört, obwohl sie eigentlich extrem deformiert erscheinen muß. Im Grunde sind es ja zwei Nasen im Profil, die aber trotzdem nicht zu zweit Profilsichten führen. Insgesamt also eine sehr eigenartige Konstruktion, die auch noch dadurch besonders auffallen müsste, weil der Rest des Kopfes recht konventionell gestaltet ist.
Oder sollte man eigentlich gar nicht von einem Kopf reden, sondern von einer Maske? Die Tatsache, daß weder Haare noch Ohren vorhanden sind, spricht für eine Maske, die Augen allerdings wirken echt. Das könnte man mit einer Maske erreichen, da ja die Augen normalerweise durch entsprechende Löcher in der Maske schauen, aber gerade der Eindruck des Lochs fehlt hier. Die Augen sind Bestandteil der Maske, folglich kann es sich nicht um eine Maske handeln.
Ganz wesentlich scheint mir auch die Körperhaltung zu sein; der Kopf wirkt etwas zur Seite gedreht, so als sei der Oberkörper in einer Bewegung begriffen. Eine solche Haltung könnte jemand einnehmen, der sich vor einer Handlung oder Einsicht drückt, der sich windet, der nicht dahinschauen möchte, wo etwas Unangenehmes auf ihn wartet. Trifft das nicht auf meine Situation damals zu?
Aber es ist ja ein Bild, keine Interpretation, keine Illustration, ich will also sehen, wie es sich an der Wand macht.
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Picasso hat das berühmte Bild



Auch die Reproduktion im


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Im Jahr 2003 habe ich

Ich bin mir unschlüssig; ich glaube, wenn mich der Schaden stören würde, würde ich ihn ohne weiteres beseitigen. Im übrigen ist nicht einzusehen, warum Schäden, die durch den natürlichen Alterungsprozess entstehen, beseitigt werden dürfen, andere Schäden aber nicht. Picasso hat es vermutlich ebenso wie mich amüsiert, den Schaden zu sehen und zu beobachten, daß das Bild dadurch in seiner Aussage und Wirkung keinen Schaden nimmt. In diesem Fall bin ich mir ebenso unschlüssig. Stört der Kratzer oder stört er nicht? Ich glaube, er stört eher. Daher würde ich ihn wahrscheinlich beseitigen. Aber soll ich ihn für die Reproduktion hier beseitigen, was ja nun noch viel einfacher wäre? Da neige ich doch wieder zur belustigten Anerkenntnis, daß der Kratzer dem Bild nichts anhaben kann.
Aber ich wollte ja sehen, ob sich das Bild an der Wand gut hält, und ich bin zufrieden. Davon möchte ich jetzt mehr sehen.
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Heute gibt es wohlfeile und vorzügliche Bücher, Plakate, Reproduktionen auf Wunsch, so dass man nicht unbedingt das Original sehen muß. Vor allen Dingen die Reproduktionstechnik ist faszinierend: Man kann sich heute sehr günstig Kunstwerke in Originalgröße in höchster Qualität reproduzieren lassen, sofern die Bildrechte verfügbar sind, beispielsweise bei

Selbstverständlich hat das Original immer noch seine Faszination und seinen Wert und seine Berechtigung. Der Erlebniswert eine Reproduktion, mit der man leben kann, ist jedoch unvergleichlich viel höher als der flüchtige Besuch in einem Museum, wo man mit tausend Eindrücken bombardiert wird und gar nicht soviel aufnehmen kann, wie man sieht.
Freilich gibt es bei den Reproduktionen enorme Unterschiede; aber auch hier macht der Fortschritt der Technik es möglich, daß der Genuss immer größer wird. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos.
Sofern es sich ergibt und möglich ist, kann man natürlich nach wie vor in Museen Originalwerke kennenlernen, wenn man etwa regelmäßig über lange Zeit einzelnen Bildern einen Besuch abstattet und sich intensiv damit beschäftigt - vorausgesetzt, man ist mit dem Bild über längere Zeit allein; mit der Mona Lisa kann man sich überhaupt nicht mehr beschäftigen.
Bei den heutigen Eintrittspreisen geht das allerdings sehr schnell ins Geld. Ich habe als Student so etwas ein paar Monate lang gemacht und einmal in der Woche das Gemälde Mutter und Kind von


Die

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Das erinnert mich an ein Dia, das ich 1969 oder 1970 in den



Deshalb war nicht zu verstehen, warum dieses Bild eine unglaubliche Faszination hatte. Wir haben zu viert lange und immer wieder gerätselt, ohne dem Geheimnis auf die Spur kommen zu können. Aber eines Tages kam einer von uns drauf: Das Bild war eine fast perfekte Spiegelung, und es lag falsch im Apparat. Der Himmel war unten, die Erde oben.
Wenn man es einmal begriffen hatte, gab es keinerlei Zweifel mehr: Dieses Bild hatte eine Richtung, es war eben keine ganz perfekte Spiegelung. Auf dem Wasser schwamm ein Stückchen Holz, und dieses Stückchen Holz hatte keine Entsprechung im Himmel. Bei falscher Orientierung schwamm das Stückchen Holz im Himmel, was ein Unding ist. Das Auge hat das bemerkt, aber das Gehirn konnte es nicht analysieren. Daher die ungewöhnliche und rätselhafte Faszination.
Mit solchen Mitteln hat Leonardo also gearbeitet - ob das bewusst geschah, können wir vermutlich niemals in Erfahrung bringen.









Nachtrag Wohnungsszenario, 11.04.2012
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Freilich musste ich den Rahmen sehr breit wählen, um das innere Profil zu überdecken; dadurch stößt dieser oben und unten an das äußere Profil an, was den Gesamteindruck etwas beeinträchtigt. Ob ein quadratisches Bild an dieser Stelle besser wirken würde? Man müsste es ausprobieren.










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