







2014-06-26
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Zu Nr. 159, 160: Diese schon eher; obwohl es sich beim ersten Bild um ein Stilleben handelt, kann man die beiden Köpfe doch als stellvertretend für Beziehungsprobleme lesen; das nächste Bild wäre dann sozusagen der väterliche Freund, der dem Verwirrten beisteht. In diesem Bild habe ich zur Abwechslung wieder einmal Ölfarben benutzt, und zwar etwas großzügiger. Gefiel mir. *

Die letzte Bemerkung bezieht sich auf das folgende Bild. Und die erste darauf, dass ich die dargestellte Situation direkt auf mich bezog, als Paarproblem interpretierte.
Das schreibe ich heute einfach der Tatsache zu, dass ich mit der Deutung dieser Bilder vollkommen überfordert war. Immerhin scheint es sich ja um zwei Skulpturen zu handeln, was in meinem Werk ja nicht ganz neu ist. Bisher waren es aber immer männliche Köpfe und auch immer nur einer. Erstmals sind es zwei, und ganz offensichtlich handelt es sich dabei um einen Mann und eine Frau. Die Frau macht den vitaleren Eindruck, der Mann scheint in der Defensive zu sein.
Ich schreibe hier über Bilder, und stelle immer wieder fest, dass das im Grunde gar nicht geht. Natürlich könnte ich auch über dieses Bild viel sagen, aber erstens können die Worte das Sichtbare gar nicht adäquat erfassen, und zweitens könnte man sich auf diese Weise dem eigentlichen Geheimnis nur nähern.
Ich habe mich ja schon verschiedentlich gewundert, wie man überhaupt Geschlechter darstellen kann. In diesem Fall finde ich es eindeutig, und das liegt nicht nur an den erkennbaren Attributen, etwa dem Haarknoten der Frau oder dem griechisch anmutenden Militärhelm des Mannes.
Als nächstes wundere ich mich immer wieder über die präzise Ausdrucksqualität, die mit ganz einfachen Mitteln erzeugt werden kann. Beide Figuren blicken nicht nur sehr intensiv, sondern dieser Blick drückt auch unmissverständlich etwas aus.
Was ist es? Diese Interpretationsleistung vollbringen wir natürlich nicht nur bei Bildern, sondern auch in der Realität. Ununterbrochen mustern wir unsere Umwelt und interpretieren sie, im Interesse unseres Überlebens, vermutlich. Und wenn es sich um Menschen handelt, ist es wichtig, ihre Stimmung, ihre Absichten und ihre Fähigkeiten korrekt einzuschätzen.
Diese Erkenntnisleistung macht natürlich vor Bilder nicht halt. Sie kostet uns auch keine besondere Anstrengung. Vermutlich ist nicht jeder gleich gut in der Entzifferung und Beurteilung der Signale der Umwelt, und was die Einschätzung der Menschen betrifft, so wird allgemein behauptet, dass Frauen darin besser seien als Männer, weil sie sich im allgemeinen besser in fremde Menschen einfühlen können.
Es geht also gar nicht, wie das Wort „einfühlen“ schon deutlich macht, um intellektuelle Leistungen, sondern um ein Fühlen und Mitfühlen, das wiederum vermutlich zumindest zum Teil ein entsprechendes eigenes Erleben voraussetzt.
Das trifft natürlich auch auf die Kunst zu. Wer keinen Wein trinkt, wie

In diesem Sinne habe ich mich mit diesem Bild bisher nicht beschäftigt und es auch nicht besonders geschätzt. Aber ich sehe jetzt, dass es sehr stark ist und ich eine Menge darüber sagen könnte, aber eigentlich gar keine Lust dazu habe, sondern es viel lieber auf mich wirken lasse und mich dem Staunen und Genuss hingebe.
Ich wundere mich nicht, dass ich dieses Bild auf der persönlichen Ebene glaubte verstehen zu müssen - so wäre es am ehesten verständlich. Wenn damit eine Beziehungssituation charakterisiert wird, kann man genau sagen, wie hier die Verhältnisse gelagert sind.
Die Frau ist unabhängig und wendet sich leicht ab, um ihren eigenen Gedanken und Plänen nachzusinnen, während der Mann sich weniger fordernd als vielmehr bittend an sie wendet.
Es scheint mir deutlich zu sein, das die Begegnung in einem Innenraum stattfindet; die Figur links außen oben man vielleicht als Fenster deuten, den schwarzen Streifen hinten als Türöffnung, die braune Fläche als Tischplatte - aber alle diese Deutungen sind nicht zwingend. Eine Szene im Freien allerdings kann man sich kaum vorstellen.
Ich versuche auch, den Kopf der Frau mit der weißen Fläche darunter als Körper zu sehen; damit wäre sie lebendig im Gegensatz zu meinen, die eindeutig als Skulptur gekennzeichnet ist allerdings würde dann der intensive Austausch zwischen den beiden Köpfen an Plausibilität verlieren. Es ist aber nicht dieses Bedenken, was es mir schwer macht, diese Lesart zu verwirklichen und durchzuhalten; sie ist einfach nicht überzeugend genug, dass das Auge sich darin einrichten könnte.
Wäre der Frauenkopf ebenfalls eine Skulptur, müsste er natürlich irgendwo stehen. Am besten auf demselben Tisch, der allerdings nicht weit genug reichen würde, es sei denn, ein Teil des Tisches wäre durch eine weiße Decke verhüllt, auf der die Skulptur stehen könnte.
Das wiederum hat wenig für sich, da die Tischdecke dann links über die Tischkante fallen müsste, und so wie die braune Fläche gestaltet ist, wäre anzunehmen, dass der Tisch eckig ist. Die weiße Fläche links lässt sich so allerdings nicht gut interpretieren.
So bleiben die räumlichen Verhältnisse in der Schwebe, genauso wie die Realitätsebene. Es wäre ja auch denkbar, dass der Mann keine Skulptur ist, sondern in einem Bottich sitzt, der mit einem Deckel verschlossen ist, gewissermaßen einem primitiven Dampfbad. Dabei fällt mir natürlich sofort die „Ermordung des Marat“ ein, zu der das intime Verhältnis der beiden Figuren nicht passen würde. Diese Frau ist ja nicht wirklich bösartig, sie ist nur unabhängig.
Marat: Eine interessante Idee. Mal sehen, was es gibt.
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Eine Eigenheit muss ich noch ansprechen. Die Mundpartie des Mannes wirkt sehr eigenartig. Man kann sie eigentlich nicht richtig interpretieren. Wie man auch schaut, es will kein richtiger Mund, kein richtiges Kinn entstehen. Allerdings stellt sich bei mir eine Assoziation ein, die ich erläutern muss, weil vermutlich niemand sonst diese Erfahrung gemacht hat.
Meine Eltern hatten einen Freundeskreis von etwa einem halben Dutzend anderen Ehepaaren. Die begleiteten gewissermaßen meine Jugend. Natürlich waren die Männer alle im Krieg gewesen und die Frauen zum Teil auch. Alle waren nicht nur mit dem Leben davon gekommen, sondern auch noch im Besitz aller Gliedmaßen.
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Ich habe ihn nie gefragt, wann und wo das gemacht wurde - Kriegsthemen schienen allgemein tabu zu sein. Niemand wollte darüber sprechen. Aber ich nehme an, dass man sofort handeln musste und an der Front kaum Möglichkeiten hatte. Man darf also den Chirurgen keinen Vorwurf machen. Sie hatten bestimmt ihr Bestes gegeben.
Und tatsächlich schien der Mann damit ohne Schwierigkeiten leben zu können. Es war der Kaufmann im Dorf, viele Menschen hatten also täglich mit ihm zu tun. Er war ein sehr freundlicher Mann, ein lieber Mann, und ich bewahre sein Andenken mit einem lebensfrohen Lächeln im Gesicht.
Aber man musste sich an sein Gesicht erst gewöhnen. Es sah im Grunde schrecklich aus. Man hatte wohl von irgendwoher Hautlappen herausgeschnitten, vielleicht jeweils 2x10cm, und damit gewissermaßen alles zugepflastert, was fehlte.
Die Lippen waren so gut wie gar nicht vorhanden, er hatte ein Loch im Gesicht, und wenn man weiß, wie viele Muskeln zur Mimik beitragen, muss man sich wundern, dass die Operation überhaupt funktioniert hat.
Als ich anfing zu studieren, begannen viele junge Leute, sich im Gegensatz zur allgemeinen Mode einen Bart stehen zu lassen. Er war der einzige in der Elterngeneration, der sich ebenfalls einen Oberlippenbart wachsen ließ. Das hat mich gewundert und ließ mich wieder genauer hinschauen. Es half eigentlich nicht, sondern lenkte die Aufmerksamkeit erneut auf seine Verwundung.
An dieses Flickwerk erinnert mich der Mann in diesem Bild, der so gar keinen Mund bekommen will, egal wie und mit wie viel Mühe man ihn anschaut, der aber trotzdem ein Mann und ein Mensch ist, einen Ausdruck hat und sich anscheinend äußern kann, obwohl er eine Skulptur ist. Ich hätte diesen Kaufmann fragen sollen. Inzwischen ist er sicher längst verstorben, aber sollte ich seiner Tochter, mit der ich eingeschult worden bin, noch einmal begegnen, dann hätte ich vielleicht Gelegenheit, die zu befragen.









Nachtrag Wohnungsszenario, 24.03.2012
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Mir fällt dabei das Bekenntnis von

Gerade bei Stephan Landwehr verstehe ich diese Auswahl nicht, denn er betreibt ein ganz ausgesuchtes Geschäft: » Handwerklich hergestellte Bilderrahmen. Vielleicht hilft eine Bemerkung von » Richard Etlin in Bezug auf

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Das Originalzitat:
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Als Anmerkung enthüllt Freud die Identität des Lesers:
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Freud urteilt also über etwas, wovon er nichts versteht, mehr noch: was ihm unzugänglich ist, weshalb er nichts davon verstehen kann. Das ist vermutlich nicht so selten, wie man annehmen möchte. Jeder darf sich ein Urteil über alles bilden, ob er nun dazu berufen ist oder nicht.
Auch Menschen, die von Musik nichts verstehen, die absolut unsensibel sind, dürfen Musik machen und hören, und das betrifft natürlich auch die Kunst. Barenboim spricht etwas aus, was ich gut nachvollziehen kann und auch oft genug erlebt habe:
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Ich muss ihm aber widersprechen: Man kann normalerweise auch die Augen nicht verschließen, auch diesen wird sehr viel zugemutet, auch durch Augeneindrücke kann man gefoltert werden. Aber vielleicht ist er diesbezüglich nicht so sensibel, dass ihm das nicht auffällt.
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Muss man nicht auch bei den Designern befürchten, dass sie keinen Geschmack haben, dass sowohl Formen als auch Farben für die völlig belanglos sind, dass ihnen nichts weh tut, was auch immer man ihren Augen präsentiert? Im Gegenteil, man hat den Eindruck, nichts kann schrill genug sein, wenn es nach Designern geht.










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