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No. 1052014-06-26
Beschichtete Spanplatten können natürlich das Bindemittel der Farben nicht aufsaugen. Deshalb sieht man jeden Pinselstrich; man treibt praktisch die Farbe auf dem glatten Grund hin und her.
Hier sitzt ein Jüngling mit sehr langen Haaren im Schneidersitz oder möglicherweise im Lotussitz, allerdings nicht aufrecht, sondern leicht nach vorne gebeugt, das Gesicht in extremer Verkürzung.
Vor ihm steht eine kleine Vase mit zwei Räucherstäbchen, die Rauchkringel produzieren. Links und rechts hinter ihm wieder zwei Plakate an der Wand, aber dann auch wieder nicht, denn es sind einfach Ritzzeichnungen in die frische Farbe, vermutlich mit dem Pinselstiel gemacht. Der linke Kopf gemahnt ein wenig an Buddha, der rechte sieht mir mehr aus wie ein Hinduheiliger.
Das habe ich 1974 gemacht, als ich noch überhaupt keine Erfahrung mit Meditation oder Räucherstäbchen hatte. Oder irre ich mich da? Waren Räucherstäbchen in den Sechzigern modern? (Ich glaube nicht.) Immerhin begann damals (wieder einmal) die Zeit der Drogen mit Haschisch und Heroin.
Wie dem auch sei - dieses Gemälde ist einfach unglaublich, man könnte es sich nicht ausdenken und man könnte es nicht willkürlich herstellen.
*
Die beiden Köpfe an der Wand wären ein Beleg für meine karikaturistischen Fähigkeiten, wenn ich denn welche hätte. Wollte jemand von mir verlangen, einen Kopf mit einer solchen Anmutung zu zeichnen, ich müsste passen.
Nachdem ich dem Vorgängerbild keinerlei Botschaft entlocken konnte, liegt hier alles völlig auf der Hand: Der junge Mann ist besorgt um seine Seele und beschäftigt sich deshalb mit spirituellen Lehrern und versucht deren Übungen für sich nutzbar zu machen. Die leicht gebeugte Haltung, die für eine Meditation völlig unangebracht ist, da die Wirbelsäule geradegehalten werden soll, lässt eher an die büßerisch-zerknirschte Haltung eines Christen denken.
Sah ich mich so? Sah meine Seele mich so? Oder wollte sie mich so sehen, mich in diese Richtung lenken? Keine Ahnung. Fakt ist, dass ich weder damals noch später meditiert habe und mich auch nicht für Buddhismus oder Hinduismus oder was auch immer interessiert habe. 10 Jahre später bin ich über die Autobiografie von
» Yogananda gestolpert und war durchaus beeindruckt, aber auch das hat meinem Leben keine neue Richtung gegeben.
Am rechten Rand ziemlich weit unten prangt das Datum: 6.2.74 II. Das Bild soll die Rückseite von
› Nummer 91 sein, was ein Hochformat ist. Die Maße stimmen, aber
91 soll auf Hartfaser gemalt sein und sieht auch danach aus - das passt ja nicht, denn beschichtete Spanplatten sind normalerweise auf beiden Seiten beschichtet und können nicht mit Hartfaser verwechselt werden.
Malerisch gesehen ist dieses Bild genauso dürftig wie das vorhergehende; das Farbspektrum bewegt sich sehr eng um Braun, die Pinselführung bedarf einer kürzeren Sehdistanz. Insofern darf man gespannt sein, wie sich dieses Bild an der Wand macht - wie das vorherige habe ich es nie aufgehängt.
Durch die beiden anderen Bilder habe ich Farbe auf die Wand gebracht;
23 wirkt vergleichsweise groß, und
104 hat etwas Probleme, die Aufmerksamkeit zu bekommen. Vielleicht sollte ich den Rahmen nochmal ändern - aber welchen?
Oje, ich glaube ich mache es schlimmer; die beiden Rahmen für
23 sind beide gleichermaßen geschmacklos.
Ich fürchte,
23 ist einfach ein bisschen zu stark.
Auch interessant.
26 ist allerdings auch ein Bild, das man eher von der Nähe aus betrachten sollte - insbesondere das Gesicht ist von weitem kaum erkennbar.
Dieser Rahmen ist vielleicht besser. Aber eigentlich wollte ich ja
104 austesten.
Ja, das gefällt mir jetzt besser. Wie es scheint, habe ich etwas für schwere Rahmen übrig. Wie wäre es damit?
Hochinteressant! Ich glaube, die drittletzte Variante gefällt mir am besten.
Und jetzt mit vertauschter Reihenfolge. Ist das nicht merkwürdig, wie die Wirkung jetzt wieder eine völlig andere ist?
Unsere Altvorderen haben sich in Richtung Rahmen schon allerhand einfallen lassen - es fällt ja auf, dass die modernen Rahmen eher unscheinbar sind und von mir bisher überhaupt nicht berücksichtigt wurden - schmale Aluminiumleisten, einfache mehr oder weniger schmale Holzleisten, vorzugsweise überhaupt kein Rahmen und dann noch, weil das ja ziemlich blöd aussieht, die dekorative Bemalung der Leinwandseiten. Ach ja, die Bemalung der Rahmen habe ich noch vergessen, wo versucht wird, das Gemälde weiterzuführen oder zu kontrastieren. Das ist ein Gebiet, in dem ich mich nicht bewegen möchte.
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Nachtrag Wohnungsszenario, 02.01.2012
» Nachher/vorher: einblenden. Aus einer schwedischen Immobilienanzeige, die es nicht mehr gibt - das Objekt ist verkauft. Da dieses Bild verkleinert in
tumblr erschien, konnte ich darauf noch zurückgreifen.
In dieser Entfernung wirkt mein Bild ziemlich abstrakt. Das andere Bild macht auf den ersten Blick viel mehr her; mit Rahmen würde es vermutlich für diese Wand zu groß sein. Die Farben wirken nicht unharmonisch, es sind schöne Farben, es gibt in dem Bild viel Dynamik, es ist ausgewogen, lebendig, vital, und trotzdem ist das für mich nicht mehr als Dekoration.
Mein Bild wirkt demgegenüber an dieser Wand eher zu klein, was man vielleicht durch einen breiteren Rahmen etwas kompensieren könnte, was allerdings dann der doch eher nüchternen, spartanischen Einrichtung widersprechen würde. Es ist ganz offensichtlich nicht für diese Entfernungen geeignet, man wird also näher herangehen wollen, was sicher auch dem anderen Bild gut tun würde.
Bei meinem Bild aber ergibt sich aus der Nähe eine seelische Tiefe, die das andere Bild nicht bieten kann. Malerische Qualitäten hat mein Bild auch, und obwohl es mit ganz wenigen Farben und einem sehr engen Spektrum auskommt, kann es über die Distanz vermitteln, dass sich eine Annäherung lohnt.
» Nachher/vorher: einblenden. Kitsch as Kitch can - das könnte hier die Devise des Designers gewesen sein - aber mein Bild dürfte nicht dem Kitschverdacht anheimfallen - oder doch? In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage. Bei
» Warhols
» Jackie, die hier in Wirklichkeit hängt, könnte der Verdacht ebenfalls aufkommen.
Na ja, mein Rahmen ist schon etwas kitschig, aber in dieser Umgebung vielleicht erträglich. Auf jeden Fall bieten Bild und Rahmen ein optisches Gegengewicht zu Kamin und Dekoartikeln.
» Nachher/vorher: einblenden. Eine Einrichtung aus derselben Quelle:
» Lonny-Magazin, Abteilung Wohnzimmer. Im Original hängt hier eine Kohlezeichnung, eine Fensteransicht mit Gardine und Topfpflanze.
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No. 103 Nachtrag
Museumsszenario, 28.11.2012
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